Kirchhellen. . Der Kirchhellener Reinhard Benning verfolgte die Geschichte seiner Familie bis ins Emsland und nach Papenburg. In Kirchhellen gehen Bennings-Mühle und Terbracksmühle auf seine Vorfahren zurück.
Die Aufarbeitung der Familiengeschichte kann eine „windige“ Angelegenheit sein. Das muss der 65-jährige Kirchhellener Reinhard Benning gerade erfahren. Vor einigen Jahren überließ ihm seine Tante Maria, die letzte Kämmerin der Alt-Gemeinde Kirchhellen, etliche Dokumente, Fotos und sogar ein kleines Aquarell, dass sie vermutlich Anfang der 1930er-Jahre als Schülerin selbst malte. Es zeigt die ehemalige Mühle auf dem Schulberg, die sogenannte Bennings-Mühle. Anlass genug, da mal genauer nachzuforschen.
„Erst seit einigen Wochen befasse ich mich intensiv mit der Geschichte der Familie, die sehr viel mit Wind zu tun hat“, schmunzelt der langjährige Banker und Bankbetriebswirt und erzählt, dass die Spuren seiner Familie bis ins Emsland und nach Papenburg führen. „In unserer Familie gab es nicht nur Müller, sondern auch einen Kapitän, der einst mit einem Dreimaster um das berüchtigte Kap Hoorn segelte.“ In Kirchhellen sei der Name Benning aber eng mit dem „Wind“, also mit den Mühlen auf dem Schulberg und an der Utschlagstraße verbunden.
Bereits 1806 errichteten die Vorfahren von Reinhard Benning die erste gemauerte Mühle an der heutigen Schulstraße. „Es ist eine typische holländische Windmühle“, so Benning weiter. Wie es zum Bau dieses gigantischen Bauwerks aus Ziegeln kam, liegt aber noch im Familiendunkel. Später entstand an der Utschlagstraße eine weitere Windmühle, die aber in Holzbauweise errichtet wurde. Sie war in Kirchhellen später auch als „Terbracks-Mühle“ bekannt. „Auch hier gab es verwandtschaftliche Beziehungen“, unterstreicht der Familienforscher.
„Im 2. Weltkrieg wurden vermutlich die Flügel beschädigt, danach setzte eine andere Zeit ein, das Bauwerk diente nun anderen Zwecken.“ Reinhard Bennings Vater, ein echter Müllermeister, eröffnete darin einen Futtermittelhandel. Die bewegliche Mühlenkappe verschwand, die prägenden, wichtigen Teile wie der „hölzerne Laufkranz“ und der „Katzenstein“, in dem sich einst der mächtige Windflügel bewegte, wurden zweckentfremdet oder gar dem Schicksal überlassen.
„Mein Vater lieferte in den 1950er Jahren unter anderem Futter für Tauben, Hühner und Schweine in die umliegenden Bergmannskolonien“, erklärt Beninng und erinnert sich: „Eine harte Arbeit, die schweren Futtersäcke bis in die Taubenschläge unters Dach der Koloniehäuser zu hieven.“
Später richtete sich Reinhard Benning in der Mühle einen Taubenstall ein. Auch Karnickel züchtete er, denn Futter stand dem jungen Kirchhellener ja ausreichend zur Verfügung. Benning: „Grünfutter gab es genug. Damals gab es ja rund um die Mühle, die auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Areal stand, genug freie Fläche“. Aus dem mächtigen Laufkranz des bekannten, einst ortsprägenden Steinbauwerks, baute der Vater für seine Söhne Reinhard und Theo damals einen Sandkasten.
In den 1970er-Jahren verkaufte die Familie das 1806 errichtete Gebäude an eine Gladbecker Familie, die es heute, nach langen Umbauarbeiten, immer noch bewohnt.