Bottrop-Kirchhellen. Ja, sagen Schornsteinfeger und Landwirt: Sie verstopfen Kamine und zerpicken Schläuche. Nein, sagt der Vogelschützer: Sie stehen auf der Roten Liste.
Für die Dohlen beginnt die Brutsaison, für die Schornsteinfeger in Kirchhellen und Grafenwald eine Serie von Bergungseinsätzen auf dem Dach. „Wir holen jedes Jahr 150 bis 200 Dohlennester aus benutzten Schornsteinen“, sagt Schornsteinfegermeister Michael Rößler aus Feldhausen. „Wir sprechen von einer Plage. Ein verstopfter Schornstein kann für Hausbewohner lebensgefährlich werden.“ Vogelforscher Tobias Rautenberg von der Biologischen Station Ruhr-West dagegen sagt: Die Dohlen bleiben vom Aussterben bedroht.
Unterhalb der Schornsteinmündung beginnen die Dohlenpaare mit dem Testabwurf von kleinen Stöckchen, berichtet Rößler. „Wenn die hängen bleiben, legen die Tiere Holz nach und polstern die Nester aus mit Pferdehaaren, Schafwolle oder auch Tempotüchern - was eben in der Umgebung zu finden ist. Der Schornstein ist dann dicht.“ Wer einen offenen Kamin hat, merkt es schnell, wenn der Kamin nicht mehr zieht: Er hat dann den Qualm in der Wohnung. Richtig gefährlich kann es werden in Häusern mit Gasetagenheizung, wenn einer der Öfen nicht in Betrieb ist: „Da hat es schon Todesfälle gegeben“, sagt Rößler. Er empfiehlt daher, Schornsteine mit Dohlengittern zu sichern.
Nicht gut zu sprechen auf Dohlen ist auch Landwirt Jörg Umberg. „Die rupfen gerne mal junge Erdbeerpflanzen aus und zerpicken die Bewässerungsleitungen unter der Erde. Wir können dann mal eben ein paar hundert Löcher flicken.“
Eine Lanze für die Tiere bricht dagegen Vogelforscher Rautenberg: „Dohlen stehen als bedrohte Tierart auf der Roten Liste. Es mag Ortsteile geben, wo ihr massiertes Auftreten als lästig empfunden wird. Andererseits gibt es inzwischen Stadtgebiete, da gibt es fast keine Dohlen mehr.“ 50 000 Paare leben nach der letzten Schätzung in NRW, rund die Hälfte des Bestandes in ganz Deutschland. Rautenberg: „Wir sind das Dohlen-Bundesland Nummer eins.“