Vor 30 Jahren gründete sich der Bürgerverein Hof Jünger mit dem Ziel, den vom Abbruch bedrohten Bauhof zum Kulturzentrum zu machen. Durchbruch 1989
2016 dürfte für das Kulturzentrum Hof Jünger ein schönes Jahr werden. Am 15. April können seine Freunde und Förderer den 25. Jahrestag der Einweihung feiern, und Mitte des Jahres könnte mit dem Hof Heisterkamp das dritte Gebäude des Ensembles als Heimathaus eröffnet werden. Die WAZ nimmt das zum Anlass, in einer Serie auf die Geschichte des Kulturzentrums zurück zu blicken und die Gründungsväter zu Wort kommen zu lassen.
Am Freitag vor 30 Jahren, am 27. November 1985, wurde der Bürgerverein aus der Taufe gehoben mit dem Ziel, den vom Abriss bedrohten ehemaligen Bauhof zu erhalten und zu einem Kulturzentrum zu machen. „Bis 1985 war die harte Zeit“, erinnert sich Gründungsvorstand Klaus Okroy. „Wir haben anfangs selbst nicht geglaubt, dass wir es schaffen“, bestätigen Werner Münstermann, damals Volksbank-Chef, und Eberhard Schmücker.. Eine große Koalition von CDU und SPD war unter wesentlicher Beteiligung des rührigen Museumschefs Arno Heinrich und Heimatforscher Hans Büning schon zusammen gekommen. Für die SPD hatte Jürgen Markowitz die Parole ausgegeben: „Mit Kultur können wir punkten in Kirchhellen“, und die CDU hatte sich die im Wortsinn konservative Parole vom Erhalt des historischen Ortskerns auf die Fahne geschrieben. Münstermann erinnert sich: „Wir hatten eine Idee, und Jürgen Markowitz hatte ein Konzept. Damit konnten wir die Bürger im Dorf begeistern.“ Im Februar 1986 hat der SPD-Ortsverein die Genossen in Bottrop endlich davon überzeugt, dass an diesem Ort Kultur besser ankommen werde als der bisher favorisierte soziale Wohnungsbau. Der Rat beschließt auf Antrag der SPD einen Zuschuss in Höhe von 50 000 Euro für den Erhalt des Hofes Jünger, die CDU regt an, das Gebäude auf die Denkmalliste zu stellen. Der Durchbruch? Anderthalb Jahre fühlt es sich so an. Die ersten Ausstellungen finden statt, die Kolpingsfamilie zieht demonstrativ auf den Hof.
Der Rückschlag kommt im Juli 1987: Wenn der Hof restauriert werden solle, müssten sich Stadt und Verein mit einer Eigenleistung von 160 000 Mark an den geschätzten Umbaukosten von 800 000 Mark beteiligen. Klaus Okroy glaubt zudem bis heute, dass die Stadt in dieser Zeit ein Kulturzentrum in Bottrop-Mitte favorisiert habe. „Projekt Hof Jünger stagniert“, meldet die WAZ am 2. Juli 1987.
Bauminister erhölrt Hilferuf
Trotz der fehlenden Finanzierung wirbt der Bürgerverein weiter. Stellt Pläne vor, macht Ausstellungen. Die Mitglieder glauben an das Nutzungskonzept, dessen Ausgangsüberlegung Jürgen Markowitz so zusammen gefasst hat: „Kirchhellen droht die Gefahr, sozial und kulturell zu veröden, zu einer Schlafstadt zu verkommen. (...) Die vorhandenen kulturellen Aktivitäten müssen der Allgemeinheit bewusst gemacht werden.“
In dem alten westfälischen Bauernhaus im Ortskern sieht der Verein genau den richtigen Standort dafür: „Das Ziel ist, in einem ansprechenden Rahmen das kulturelle Leben Kirchhellens für alle Bürger attraktiv erfahrbar zu machen.“
Am 5. August 1988 schicken Markowitz sowie die Vereinsvorsitzenden Heinz-Wilhelm Eckert und Werner Dierichs einen Hilferuf an den damaligen NRW-Städtebauminister Christoph Zöpel. Einen Monat später steht ein Referent aus dem Ministerium im Hof. „Der hat die Leute aus der Verwaltung regelrecht stramm stehen lassen“, erinnert sich Markowitz. Ende Oktober schickt das Ministerium einen Vorbescheid: Das Projekt ist zu 90 Prozent förderfähig, ein viel höherer Satz als vorher berechnet. Der Bürgerverein bekommt den zweiten Wind, und am 14. Juli 1989 kommt der Förderbescheid: 715 000 Mark gibt das Land.