Bottrop-Kirchhellen. . Die Karte im Museum für Ur- und Ortsgeschichte Bottrop verzeichnet fünf Herrensitze in Kirchhellen. Doch der Verein für Orts- und Heimatkunde ist sicher: Es waren neun, und der kleinste davon war Wenkendiek.

Heimatforschung ist in vielen Fällen ein Stochern im Nebel der Geschichte. Und die Geschichte des Guts Wenkendiek ist so ein Fall. Die Überlieferungen der Familie Große Venhaus und die gesammelten Arbeiten der Heimatforscher Johannes Rottmann und Ludger Tewes lassen den Schluss zu: Wenkendiek war ein Adelssitz, der erst den vestischen Rittern derer von Uhlenbrock gehörte und später den Herren von Brabeck.

Zumindest die Lage steht recht zweifelsfrei fest, sagt Ferdi Schmitz, zweiter Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde. Der Besitz des Landwirts Heinrich Große Venhaus gehörte früher zum so genannten Horsthof, heute ebenso wie Wenkendiek als Straßenname erhalten. Und dieser Hof lag zwischen dem Schölsbach, der heutigen Straße Am alten Bahnhof und dem Jugendkloster. Den Namen Wenkendiek leitet Johannes Rottmann her von einem kleinen Bach (Wenken), der einen Teich speiste. Im Xantener Heberegister, die Geschichtsquelle für das mittelalterliche Kirchhellen, fand Rottmann gleich zweimal Hinweise auf Wenkendiek: das „domo (Haus) wenkinnen“ und „de bonis“ (von den Gütern)Wenken.

Ludger Tewes lieferte einen Hinweis auf eine Urkunde im Staatsarchiv Münster: Erzbischof Kuno von Trier habe 1367 Heinrich Uhlenbrock Haus Wenkendiek als Lehen verliehen. Als zusätzlichen Beweis, Wenkendiek sei ein Rittergut gewesen, führt Rottmann eine Stiftungsurkunde aus Feldhausen an, in der die „Wenkenwysche zu Kirchhellen von Johan Ulenbroike“ auftaucht. Und kommt zu dem Ergebnis: „Als schlüssig ist anzusehen, dass Wenkendiek ein Adelssitz war.“

Auf der großen Karte der Kirchen, Klöster und Herrenhäuser im Museum für Ur- und Ortsgeschichte fehlen einige Güter in Kirchhellen, sagen Heimatforscher.
Auf der großen Karte der Kirchen, Klöster und Herrenhäuser im Museum für Ur- und Ortsgeschichte fehlen einige Güter in Kirchhellen, sagen Heimatforscher. © Michael Korte

Später ist Wenkendiek zum Besitz derer von Brabeck gekommen, und zwar nicht als Lehen, vermutet Rottmann, sondern als Eigentum, weil es in den Steuerlisten des Vestes Recklinghausen nicht auftaucht, wohl aber im Testament des Johann von Brabeck, der 1574 seiner Schwester Anna das Gut Wenkendiek vermacht. Der Kreis schließt sich in den Akten des Hauses Beck: Dort findet sich ein Pachtvertrag zwischen den Eheleuten Brabeck und den Eheleuten Wenckendyck von 1659.

Rottmann zeichnet in seinem Werk „Die Adelshäuser Kirchhellens“ die Geschichte des Gutes bis ins 18. Jahrhundert nach und kann auch den Namenswechsel erklären: „1907 heiratete der aus Borken-Hoxfeld stammende Landwirt Gerhard Große Venhaus die Hoftochter Mechthild (Tille) Wenkendiek. Mit dem amtlichen Namenswechsel ist der Name in Kirchellen keineswegs untergegangen. Er wird wie eh und je gebraucht.“ Und heute hält ein Straßenschild den alten Gutsnamen lebendig: „Im Wenkendiek“.