Eine Zeitreise in die Neunziger Jahre mit einigen organisatorischen Makeln. Das war das zweitägige „Out4Fame“-Festival auf der Schwarzen Heide. Nächstes Jahr kommt Kool Savas
Deutschrap-Oldtimer Curse mag inzwischen einen grau melierten Bart tragen, die New Yorker Graniten Busta Rhymes und Mos Def einen stattlichen Bierbauch vor sich herumschleppen. Aber „die alten Hasen wissen eben noch genau wie es geht“, sagt Markus (23), einer der rund 11 000 Besucher des „Out4Fame“-Festivals, und bringt damit auf den Punkt, was Freitag und Samstag an der Schwarzen Heide zu sehen war: energische Zeremonien der Altmeister am Mikrophon.
Allerdings lief mitnichten alles reibungslos: Big-Apple-Diva Foxy Brown, auf die viele Besucher enorm gespannt waren, verpasste ihren Flug und das gesamte Festival. Der Wu-Tang-Clan, Headliner am Samstag, spielte nicht nur eine Stunde früher als geplant, sondern trat auch noch ohne RZA, Raekwon und Method Man auf, drei der prominentesten Köpfe der Gruppe.
Zusätzlich gab es etwas Chaos fernab der Bühne: „Am ersten Tag durfte man seinen eigenen Alkohol noch mit auf das Gelände nehmen, am zweiten plötzlich nicht mehr“, kritisierte Besucherin Malwina (29). Die Berliner Oliver (48) und Jana (42) ärgerten sich darüber, dass man seine Chips für den Getränkekauf nicht wieder in Geld umtauschen konnte, andere standen zwei Stunden in der Sonne am unterbesetzten Ticketstand an, um ihr Festivalbändchen zu erhalten oder wunderten sich über zahlreiche versteckte Kosten, etwa für Müllpfand (10 Euro), Shuttle-Bus (3 Euro) oder nicht angekündigten Mindestverzehr bei VIP-Tickets (25 Euro).
Der sehr friedlichen und entspannten Stimmung taten die Schwierigkeiten keinen Abbruch. Schließlich hatten Besucher und Veranstalter nicht nur in Sachen Wetter Glück – der Sturm vom Freitag zog über die Schwarze Heide hinweg, am Samstag gab es nur einen Schauer. Obendrein bot das Programm massig Höhepunkte.
So etwa der Auftritt von Mos Def, der inzwischen unter dem Namen Yasiin Bey unterwegs ist. Nach seiner für manche etwas irritierenden, aber sehr groovigen und souligen Solo-Performance - „bei der nur noch das Kaminfeuer gefehlt hatte“, wie Malwina es beschrieb - vereinte er sich mit Talib Kweli als „Black Star“, um Klassiker aus ihrem Collabo-Album abzuliefern. Samy Deluxe rappte zu Trommel- und Schlagzeug-Gedresche im Tripletakt und schloss sich mit einem alten Weggefährten, Afrob, zusammen. Spaßvogel R.A. the Rugged Man holte nach unvergleichlichen Acapella-Einlagen das halbe Publikum auf die Bühne, das politische Rap-Duo dead prez bot mit seinem Evergreen „Hip-Hop“ die Riesen-Explosion und Hitmaschine Busta Rhymes motivierte das Publikum nicht auszurasten, nein: Er befahl es ihnen.
Ob die Veranstalter sich wohl noch tiefer in ihre Nische einnisten und 2016 noch mehr Rapper der alten Schule nach Hünxe bitten? Für die nächste Festival-Ausgabe jedenfalls wurde bereits Kool Savas als erster Künstler bestätigt – und der lässt ja bekanntlich sowohl die Köpfe von Schülern als auch von Mittvierzigern nicken.