Seit fünf Jahren werden Eingriffe in die Natur mit Maßnahmen in Kirchhellen ausgeglichen. Das Modell hat sich bewährt- und es gibt noch viel gutzumachen. Das Bachsystem gilt als stark bis vollständig verändert, eine Ausnahme ist nur der Mühlenbach
„Eingriffe in Natur und Landschaft auf Bottroper Stadtgebiet, die nicht am Ort des Eingriffes ausgeglichen werden können, sind vorrangig durch Maßnahmen am Schölsbach-Entwicklungskonzept auszugleichen.“ Diesen Beschluss hat der Planungsausschuss im Frühjahr 2009 gefasst. Ein „Öko-Konto“ ist der Schlüssel dafür, dass Naturverlust überall in der Stadt in Kirchhellen wieder gut gemacht werden kann.
Die Vorgabe hat die EU gemacht: Bis 2015 sollten alle Gewässer in NRW in einen „guten ökologischen Zustand“ zurück versetzt werden, fordert die europäische Wasser-Rahmenrichtlinie.
Die zeitliche Vorgabe wird in vielen Fällen gerissen werden, etwa beim gigantischen Umbau des Emschersystems. Doch während die Emschergenossenschaft für die Boye, die zum Emschersystem gehört, mindestens einen Finanzierungs- und Fahrplan hatte, attestierten Gutachter in einem Umweltbericht für das Schölsbachsystem großen Nachholbedarf, ohne dass ein Geldgeber in Sicht war. Während Rot- und Schwarzbach in der Kirchheller Heide weitgehend natürlich oder naturnah fließen, sind Schölsbach, Bräukebach, Grenzbach und Breilsbach stark bis vollständig von Menschenhand verändert worden: Sie sind „begradigt, haben hohe Einschnittstiefen und fließen weitgehend ohne begleitende Ufergehölze“, analysierten die Gutachter der NZO GmbH 2011. Besser geht es eigentlich nur dem Mühlenbach in Feldhausen, der zu gut einem Drittel mäßig oder unverändert bewertet wird.
Am Anfang des Projektes stand „ziemlich aufwändige Arbeit“ von Umweltplanern und Gutachterbüros, erinnert sich Umweltplanerin Bärbel Berent, und lange Debatten mit den Landwirten in Kirchhellen, die Äcker als Ausgleichsflächen hergeben sollten.
Der Clou des Kompromisses, der schließlich gefunden wurde: Wer einen Beitrag zur Renaturierung des Schölsbachsystems leistet, muss im Gegenzug weniger Ausgleichsfläche abgeben. Abgerechnet wird über das so genannte Öko-Konto.
Das System funktioniert gut, bilanziert die Stadt nach fünf Jahren. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, die die Ausgleichsmaßnahmen plant. Fertig ist das Schölsbachsystem aber lange nicht, sagt die Umweltplanerin: „Wir haben noch eine Menge vor.“