Ohne die Mitarbeiter des Katasteramtes müsste Google länger suchen und Autofahrer kämen nicht so schnell ans Ziel.

Selbst er profitiert von ihrem Wissen. Ohne die Hilfe der Mitarbeiter des Katasteramtes hätte der „Spion, den wir lieben” (Die Zeit), längst nicht so ein leichtes Spiel. Karten, Pläne und Luftbilder, die der Media-Gigant Google im Internet via Maps über Bottrop auf Tastendruck sprudeln lässt, stammen aus den Wissensquellen in den Büros und Kellern des alten Verwaltungsgebäudes am Eickholtshof.

„Die Lufbilder von Google und unsere sind absolut identisch”, sagt Achim Petri, Leiter des Katasteramtes. Die Fotos habe eine Firma zwar für die Stadt erstellt, doch damit das nicht so teuer wird, durfte sie die Bilder auch noch anderen verkaufen. Die Behörde passtre sich so auch den Vorlieben der meisten Bürger an. „Immer weniger kaufen sich noch einen Stadtplan, wenn sie etwas suchen, sehr viele schauen einfach in Google-Maps nach”, weiß Petri. Den nagelneuen Stadtplan gebe es im Katasteramt allerdings auch noch, versichert er.

Alt, verstaubt, wozu braucht man das denn?

Im Katasteramt: Hans-Jürgen Lüttge, Ulrich Wagner und Amtsleiter Achim Petri. Foto : Birgit Schweizer in Bottrop
Im Katasteramt: Hans-Jürgen Lüttge, Ulrich Wagner und Amtsleiter Achim Petri. Foto : Birgit Schweizer in Bottrop © WAZ

„Katasteramt”, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken und zieht das Wort in die Länge, „die Vorstellung ist doch: alt, verstaubt, wozu braucht man denn das?” Dabei fänden viele mehr als sie es ahnen, ohne das angeblich unscheinbare Amt nicht nur via Internet nicht, was sie suchen, sondern fast ebenso viele auch im Auto kaum noch den Weg. Immer mehr Pkw sind mit Navigationsgeräten ausgestattet. „Und da geben Sie dann ja Straße und Hausnummer ein, um ans Ziel zu kommen”, sagt Katasteramtsmitarbeiter Ulrich Wagner. Zwei Firmen stellen den Betreibern der Navigationsgeräte dafür die Daten bereit. „Die Flurkarten haben sie auch in Bottrop gekauft”, erklärt Sachgebietsleiter Hans-Jürgen Lüttig, „und in Indien digitalisieren lassen, weil das da viel billiger ist.”

Globalisierung lokaler Daten

Globalisierung beim Aufbereiten lokaler Daten: Im Katasteramt besorgen sie auch das zurzeit, also einerseits das Hinüberretten der alten Daten ins moderne digitale Zeitalter, anderseits ihre Internationalisierung. Denn Europa wäre kaum Europa, hätten nicht viele Länder ihre ganz eigenen Methoden, Grundstücke, Grenzen, Straßen, Gebäude, Hausnummern zu erfassen. „Auch wir helfen dabei mit, das zu vereinheitlichen”, erklärt Achim Petri, „das ist ganz wichtig. Denn viele Projekte, Naturschutzgebiete zum Beispiel, machen ja nicht an Ländergrenzen halt”.

Die Grenzen eines Grundstückes exakt bestimmen, können Mitarbeiter des Katasteramtes aber seit Jahrhunderten. Die ersten Urkarten von Bottrop und Kirchhellen fertigten Landvermesser ab 1822 an. Daran knüpft das Katasteramt im 21. Jahrhundert noch immer an. „Jeder, der mit Grund und Boden zu tun hat, gehört zu unseren Kunden”, sagt Petri. Bauherren, Architekten, Vermesser, Makler, Banken, Notare holen sich hier Wissen, das sie für Grundstücksgeschäfte benötigen.

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