Bottrop. . Die Lebendige Bibliothek Bottrop feiert in diesen Tagen ihr 80-jähriges Bestehen. 40 dieser Jahre hat Eveline Siegert mit begleitet. 1974 hat sie hier ihre Ausbildung gemacht und ist heute verantwortlich für die Bereiche Kommunikation und Kinderwelt.

„Ich lese auch Kinderbücher meistens bis zum Ende“, gesteht Eveline Siegert. „Manchmal muss ich laut lachen über die witzigen Texte.“ Mit ihren 57 Jahren gehört sie eigentlich nicht unbedingt zur Zielgruppe der Kinderbuchautoren. Aber Eveline Siegert liest von Berufs wegen. Seit 40 Jahren arbeitet sie in der Lebendigen Bibliothek Bottrop – die feiert in diesen Tagen ihr 80-jähriges – und ist dort verantwortlich für die Bereiche Kommunikation und – was sonst – Kinderwelt. Die „Seele“ der Bücherei wurde sie schon genannt.

Bücher sind so etwas wie der Stoff, der sie antreibt, Bücher haben Eveline Siegert ihr Leben lang begleitet. „Meine Mutter hat mir immer vorgelesen, als ich Kind war, oder mir Geschichten erzählt. Das war so kuschelig, und man konnte in der Fantasie in die Welt ausschwärmen.“ Nach einem Praktikum in der Stadtbücherei stand der Berufswunsch der gebürtigen Bottroperin fest. 1974 begann sie ihre Ausbildung zur Bibliotheksassistentin, heute nennt sich ihr Beruf „FaMI“ – Fachangestellte Medien und Informationsdienste. An der Akademie Remscheid absolvierte sie später noch die Zusatzausbildung Literaturpädagogik.

Regelmäßige Lesungen für Kinder

Bereut hat sie ihre Berufswahl nicht einen Moment. Denn neben der Literatur ist ihr auch der Kontakt zu den Menschen wichtig. „Bei den Kindern sieht man sofort, wie etwas ankommt“, beschreibt sie den Umgang mit der vielleicht wichtigsten Kundschaft der Bücherei überhaupt. Denn schon bei den Allerkleinsten sollte der Weg zu Büchern und Sprache geebnet werden. „Man merkt schnell, ob den Kindern zu Hause vorgelesen wird, und ob sie zuhören können.“

Die einen hängen an den Lippen, die anderen zappeln schnell ungeduldig herum. Über Bücher kann man mit den Kindern ins Gespräch kommen, sie erzählen lassen. Eveline Siegert liest selber, organisiert Lesungen von Kinderbuchautoren, Theateraufführungen oder Workshops. Jeden Dienstag lesen Ehrenamtliche in der Bücherei.

Kinder haben heute nicht mehr so viel Geduld

Was ist anders an den Kindern von heute? „Vielleicht haben sie nicht mehr so viel Geduld wie früher“, meint Eveline Siegert. Was aber auch kein Wunder wäre angesichts der vielen Möglichkeiten heute. Um so besser findet sie die gute Zusammenarbeit mit den Schulen und Kindergärten, wo schon die Allerkleinsten die Bibliothek als einen schönen Ort erforschen können. Schüler kommen später her, um für Referate und Facharbeiten zu recherchieren. „Im Gegensatz zu früher gibt es heute eine riesengroße Vielfalt“, freut sich die Bottroperin über so viele gut gemachte Bücher für Kinder und Erwachsene.

Sie selber ist immer noch eine Leseratte – und zwar von gedruckten Büchern, am liebsten Krimis und historische Romane. „Mit den E-Books kann ich mich noch nicht so recht anfreunden. Ich muss die Bücher anfassen können.“ Ihr Name findet sich übrigens in dem Krimi „Ostfriesenmoor“ von Klaus-Peter Wolf. Dort ist sie die Freundin einer Tatverdächtigen.

Drei Lesungen für Erwachsene zum Jubiläum 

Als Eveline Siegert ihre Ausbildung in der Stadtbibliothek begann, war die gerade 40 Jahre alt und hieß noch „Volksbücherei“. Mitte der 70-er Jahre erlebte die Bücherei ihre Blütezeit angesichts wachsender Bildungsansprüche und geburtenstarker Jahrgänge. 1975 hatte die Bücherei rund 75 000 Bände und 7767 aktive Leser. Erst wenige Jahre zuvor war sie so umgebaut worden, dass die Leser ihre Bücher selber auswählen konnten und nicht an der Theke ausleihen mussten. „Da wurde man sonst schon mal gefragt: ‘Ist das denn überhaupt was für Sie?’“, erinnert sich Eveline Siegert an Erzählungen von früher.

2001 wurden Konzept und Name der Bibliothek geändert, 2002 hielten EDV und das World Wide Web Einzug. Seit Ende 2013 können die Leser ihre Bücher selber verbuchen und in „intelligente“ Rückgaberegale stellen. Den Mitarbeiterinnen der Lebendigen Bibliothek bleibt seither mehr Zeit für die Beratung ihrer großen und kleinen Leser.

Zum Jubiläum der Bücherei sind im November drei Veranstaltungen jeweils freitags um 19.30 Uhr geplant: Los geht es mit einer etwas anderen Lesung mit Karin Zimny und Gudrun Beckmann-Kircher (7.); anschließend Mord(s)geschichten von Ingeborg Struckmeyer (14.) und zuletzt Bottroper Autoren mit eigenen Texten (21.).

Karten und Infos: Tel. 703883, www.lebendige-bibliothek.de