Bottrop. . Ein paar Monate vor dem Mauerfall besiegelten Bottrop und Merseburg ihre Städtepartnerschaft. Der Vertrag, den sie damals mit einander schlossen, war acht Monate später Makulatur, ein Dokument der Zeitgeschichte. Gültig blieb die Partnerschaftsurkunde. Noch heute bestehen Beziehungen zueinander.
Ihr Silbernes Jubiläum haben die beiden Städtepartnerschaft Bottrop und Merseburg im September nachgefeiert. Denn der Jahrestag hat sich bereits am 10. März zum 25. Mal gejährt. 1989 machte Bottrop Schlagzeilen, als die Stadt als zweite im Ruhrgebiet eine Partnerschaft mit einer Stadt in der damaligen DDR einging. Den Besuch aus Merseburg begrüßte Bottrop im September beim Brezelfest.
Rund drei Jahre hat es damals gedauert, bis die Städtepartnerschaft besiegelt wurde. Schon 1986 gab es erste Überlegungen, die DKP machte sich dafür stark und auch der SPD-Unterbezirk fasste einen entsprechenden Beschluss. Man suchte einen passenden Partner, und fand 1988 schließlich Merseburg im Bezirk Halle.
Acht Monate später fiel die Mauer
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Es fanden erste gegenseitige Besuche statt und zum 10. März 1989 reiste eine Delegation nach Bottrop, wo im Sitzungssaal des Rathauses der damalige Bottroper Oberbürgermeister Kurt Schmitz und sein DDR-Kollege, Bürgermeister Heinz Wagner, den Vertrag unterzeichneten. Mit dem Vertrag besiegelten die Unterzeichner, dass ihre Partnerschaft ein Beitrag sei „zu gutnachbarlichen Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland im Geiste friedlicher Koexistenz, der Achtung der Souveränität, der Gleichberechtigung und der Nichteinmischung“. Ein paar Monate später war der Vertrag der Städtepartner mit dem Fall der Mauer mull und nichtig, ein Dokument der Zeitgeschichte, gültig blieb nur die Partnerschaftsurkunde.
Bottrop half Merseburg mit 480 000 DM
In den Aufbaujahren unterstützte Bottrop den Partner im Osten nicht nur mit Sachkunde, sondern auch finanziell. 480 000 DM steuerte Bottrop für dringende Reparaturen an Straßen und Häusern, für humanitäre Hilfe und zur Verbesserung der Lage bei, weitere 1,7 Millionen DM kamen vom Land NRW. Handwerker, Mediziner und Lehrer reisten nach Merseburg, Vereine schlossen Kontakte, es gab und gibt Begegnung und Austausch zwischen Sportlern und Künstlern hüben und drüben. Zum ersten Schüleraustausch reiste 1990 eine 11. Klasse des Heinrich-Heine-Gymnasiums rüber.
Einen Schüleraustausch gibt es heute nicht mehr, aber Merseburg möchte eine Schulpartnerschaft initiieren und auch über InnovationCity will man sich austauschen. Ein Freundeskreis organisiert auf Bottroper Seite Reisen in die Partnerstädte, der letzte Besuch fand im Sommer anlässlich des Schlossfestes in Merseburg statt.
Trotz knapper Kassen gibt die Stadt Reisenden auch heute einen Zuschuss, freut sich Tanja Jesenek-Förster von der Stadt. 750 Euro erhält eine 50-köpfige Gruppe (plus 250 Euro bei Erstbegegnungen), sind die Gruppen kleiner, gibt es entsprechend weniger.