Bottrop. Noch immer müssen Forstwirte und ihre Helfer in der Stadt viele Gehölze absägen, die der Sturm zu Pfingsten stark beschädigt hatte. Seit anfang der Woche sind sie mit schwerem Gerät in Welheim im Einsatz. Viele Anwohner sind nicht gerade erfreut darüber.

Den Welheimern gefällt es nicht besonders, dass so viele ihrer alten Bäume gefällt werden müssen. „Mir tut das um jeden einzelnen Baum leid“, sagt etwa Anita Pilz, die vom Einkaufen kommt, und eine Weile beobachtet, wie Baumdienst-Mitarbeiter Sven Kleuser gerade mit dem Fällkran die alte Linde schräg gegenüber der Bäckerei zerlegt. „Furchtbar“, findet die Welheimerin das. „Das sieht doch schlimm aus, wenn hier kein Grün mehr ist, und im Sommer kein Baum mehr Schatten spendet“, sagt die 85-Jährige. Auch Heinz Hoffmann, der mit dem Hund vorbei kommt, ist nicht gerade erfreut, darüber, dass die Linde Säge und Greifer zum Opfer fällt.

Greifer pflückt Ast um Ast aus der Baumkrone

Ast um Ast pflückt Sven Kleuser mit dem hydraulischen Greifarm des Fällkrans aus der Krone der Linde. Der Pfingststurm „Ela“ hatte auch diesem Baum so sehr zugesetzt, dass er gefällt werden muss. „Wenn die Krone zerstört ist wie hier und kein Grün mehr da ist, muss der Baum leider weg“, erklärt Michael Kutz. Der Baumsachverständige bei der Stadt hatte die Linde untersucht, bevor die Männer vom Baumdienst Engbers ihre Arbeit tun können. „Ich bin eigentlich nicht zum Baumfällen da“, betont Kutz, sondern um Grün zu pflegen. Da sei es ein Trost auch für ihn, dass für die gefällte Linde bald ein neuer Baum gepflanzt wird.

Spendenaktion „WAZ pflanzt Bäume“

Leser können für die Aktion „WAZ pflanzt Bäume“ spenden - es kommt einer Aufforstung zugute. Partner der Aktion ist der Naturschutzbund NRW (Nabu).

Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 205 00), Kontonummer 112 12 23, Stichwort: Baumpate. Oder: IBAN DE72 3702 0500 0001 1212 23, BIC BFSWDE33XXX.

Kontakt: baumpate@waz.de

„Baumarbeiten!“ - Zwei Dreiecksschilder warnen auf beiden Seiten der Gungstraße in dem Einkaufsviertel kurz hinter der Kreuzung mit der Welheimer Straße die Fußgänger und Autofahrer. Immer wenn Kleuser erneut einen der Äste greift, halten Mitarbeiter der Stadt für den Moment die Autos an. Kurz bevor die Baumfäller ans Werk gingen, war ein Wagen italienischen Fabrikats mit einem Defekt ausgerechnet unter der zu fällenden Linde liegen geblieben. Kaum hatte dessen Fahrer den Wagen wieder in Gang gesetzt, begann Kleuser damit, die Baumkrone auseinander zu rupfen.

Acht bis zwölf Bäume am Tag schafft der Fällkran

Seit Beginn der Woche ist der Baumdienst in Welheim im Einsatz. „Wir bekommen zumeist erst morgens kurz bescheid, wo wir genau ran müssen“, sagt Kleuser. Am Freitag werden sie auch wieder nach Welheim ausrücken. „Das ist sicherer und geht auch schneller“, erklärt Michael Kutz, warum die Stadt die Firma einspannt. Denn über deren Spezialgerät verfügt die Stadt nicht. „Wir haben gerade mal zwei Hubsteiger“, sagte Kutz. Darin müssten sich dann Mitarbeiter von Hand mit Sägen ans Werk machen. Da haben es die Spezialisten des Kirchhellener Baumdienstes einfacher. „Acht bis zwölf Bäume am Tag schaffen wir damit“, sagt Kleuser, als er im Fällkran-Gehäuse Platz nahm. Das Gerät ist auch in anderen Städten gefragt. Von Köln bis Bielefeld war die Kirchhellener Spezialfirma im Einsatz, um die Sturmschäden zu beseitigen. Dass das sein muss, sehen die Welheimer ein, doch sie bedauern sehr, dass es so kommen musste. Heinz Hoffmann, der ganz in der Nähe am Hasenbrink wohnt, fragt, ob die Schäden auch so groß geworden wären, wenn die Bäume vor dem Sturm geschnitten worden wären. So aber bedauert er: „Das sieht doch schon sehr nach Radikalkur aus“.