Bottrop. .

Die Leitstelle der Kohlenwertstoffanlage ist ein Herzstück der Kokerei Prosper-Haniel: Alle Fäden laufen hier zusammen, sichtbar auf rund 20 Bildschirmen - für den Laien bunt und verwirrend. Informationen aus den Produktionsbetrieben gehen ein, Steuerungsbefehle raus - und Dieter Stark als Leitstellenfahrer hat alles in Blick und Griff. „Der Job erfordert höchste Konzentration“, stellt der 53-Jährige fest. „Es gilt im Falle eines Falles zu reagieren, bevor Toleranzbereiche überschritten werden.“

In die Verantwortung des Jobs als Leitstellenfahrer ist Dieter Stark langsam hineingewachsen. 34 Jahre ist er inzwischen auf Prosper-Haniel und damals gab es den Beruf des Chemikanten, der eigentlich Voraussetzung für die Tätigkeit in der Leitstelle ist, noch gar nicht. Und im Bergbau wollte Dieter Stark eigentlich auch nie arbeiten. „Mein Vater und Großvater hatten mich davor gewarnt“, erinnert sich Stark schmunzelnd.

Drum folgte Stark zunächst seiner Leidenschaft für Autos und begann nach dem Schulabschluss als 14-Jähriger eine Ausbildung zum Kfz-Schlosser. Nach zwei Gesellenjahren bot sich die Chance, auf Prosper-Haniel zu arbeiten. Sogleich führte ihn der Weg in die Kohlenwertstoffanlage (KWA) - bis heute sein Arbeitsplatz. „Aber die Arbeit von damals ist mit der heutigen überhaupt nicht zu vergleichen“, erzählt Stark. „Nichts war automatisiert, alle Pumpen und Regler wurden per Hand und in den Produktionsbetrieben selbst gesteuert.

Nach und nach arbeitete sich Stark vor Ort und über Seminare in die Produktionsabläufe der KWA ein. „Man muss ja die Zusammenhänge verstehen, um die Produktion überwachen und bei Problemen entsprechend reagieren zu können.“ Und während früher der 17/19er Schraubenschlüssel sein wichtigste Werkzeug war, so ist es heute die Maus auf dem Schreibtisch vor den Bildschirmen, um die Anlagen zu steuern.

In der KWA - im so genannten „weißen Bereich“ der Kokerei - werden stündlich rund 100000 Kubikmeter Gas verarbeitet, die bei der Verkokung der Steinkohle anfallen. Das Gas wird gereinigt, Benzol, Ammoniumsulfat und Schwefelsäure für die weiterverarbeitende Industrie gewonnen. „Und diese Prozesse werden hier in der Leitstelle überwacht und gesteuert“, erläutert Stark und demonstriert, was passiert, wenn Toleranzbereiche überschritten werden: Ein akustisches Warnsignal ertönt. „So weit sollte es aber nie kommen“, stellt Stark fest. Natürlich hat er in den 34 Jahren Berufsjahren schon so manchen Störfall erlebt - wie beispielsweise der Stromausfall durch den Sturm im Sommer. „Mitunter kommt man da mal - trotz aller Erfahrung - ins Schwitzen.“

Die Leitstelle muss rund um die Uhr und auch an Sonn- und Feiertagen besetzt sein, also arbeiten Dieter Stark und seine Kollegen im Schichtdienst. „Nicht nur, dass das auf die Knochen geht. Das muss die Familie natürlich auch alles mitmachen“, sagt Stark und erzählt, dass er so manchen Jahreswechsel auf der Leitstelle verbracht und auch so manchen Geburtstag der Tochter so verpasst habe.