Bottrop. . Zum Nachbarschaftstag der Kirchen und Moscheen treffen sich Menschen aller Glaubensrichtungen in der Martinskirche. Das Thema in diesem Jahr ist Barmherzigkeit. Schon seit vielen Jahren treffen sich die Gläubigen regelmäßig.

„Sei barmherzig, wie auch unser Gott ist“ – dieses Motto brachte katholische, evangelische, neuapostolische, alt-katholische und muslimische Gläubige zusammen. „Wir sind hier zusammengekommen, um zu hören, was Bibel und Koran über Barmherzigkeit sagen.“ So eröffnete Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy den alljährlichen Nachbarschaftstag von Christen und Muslimen.

Dieses Miteinander feiern die Bottroper Gemeinden seit 1997. Am Sonntag trafen sie sich in der Martinskirche. Nach einer musikalischen Einleitung mit Orgelmusik und Klavier versammelten sich die Gläubigen zum gemeinsamen Gebet.

„Man kann viel über die Unterschiede unserer Glaubensrichtungen diskutieren, aber man kann auch die Gemeinsamkeiten suchen.“ Ansprachen und Auslegungen des jeweiligen Glaubens zum Thema Barmherzigkeit sowie türkische und deutsche Gedichte und Gebete machten auf die Aufgaben eines Gläubigen aufmerksam.

„Wichtig ist die Besinnung auf die Aufgabe, die wir als Gläubige haben, und wie viel Einfluss wir ausüben können“, so Büker-Mamy. Auch der Vertreter der Ditib-Moschee an der Prosperstraße, Ibrahim Özen, sprach über die Bedeutung der Barmherzigkeit im Koran: „Er lehrt, dass die Grundvoraussetzung eines Gläubigen die Barmherzigkeit ist, dass man helfen soll und vorurteilslos auf seine Mitmenschen zugehen muss. Ohne die Fähigkeit der Barmherzigkeit kann man kein Gläubiger sein.“

Kleine Begegnungshilfe im Martinszentrum

Als kleinen „Eisbrecher“ hatte sich Pfarrerin Büker-Mamy etwas Besonderes ausgedacht: die Programmhefte waren in unterschiedlichen Farben. Die fanden sich in den Servietten auf den Tischen wieder.

So konnten sich die Besucher an den Farben orientieren und mit anderen Menschen an den Tisch setzen, um so ins Gespräch zu kommen.

So wurde auch auf Bottroper Institutionen der Barmherzigkeit aufmerksam gemacht, wie Tafel oder Kleiderkammer. „Wir sollen mitempfinden, aber nicht richten“, schloss Priester Dieter Merzhagen von der neuapostolischen Gemeinde. „Es ist wichtig, allen Menschen, sogar unseren Feinden zu vergeben und hilfsbereit zu sein.“

Der Nachbarschaftstag findet jedes Jahr in einer anderen Glaubensstätte statt. „Wir nutzen diese seltene Gelegenheit immer gern, um mit anderen Gläubigen in Kontakt zu kommen. Diese Möglichkeit ist unglaublich wichtig für den Bottroper Glauben“, erzählte Heinrich Weiner vom Presbyterium der evangelischen Kirche.

Menschen aller Altersklassen und Glaubensrichtungen kamen im Anschluss an das Gebet im Martinszentrum zusammen und tauschten sich bei Kaffee, Tee und Kuchen aus. Der Konflikt um die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ spielte an diesem Nachmittag kaum eine Rolle – allein die Kollekte ging an den Bottroper Flüchtlingsrat, der damit syrische Flüchtlinge in Bottrop unterstützt.