Sonntag wird der Bottroper Schriftsteller und Dichter Artur K. Führer 85 Jahre alt. Seinen Geburtstag wird er aber nicht in Bottrop, sondern in Rothenburg feiern, zusammen mit seinen 92 und 88 Jahre alten Schwestern und der ganzen Familie.

Es war der schiere Zufall, der vor 61 Jahren Artur Karl Führer, heute einer der bekanntesten Bürger Bottrops, überhaupt in dieser Stadt landen ließ. Eine katholische Fürsorgerin, heute würde man wohl Sozialarbeiterin sagen, nahm den in Essen als Bergmann gestrandeten jungen Mann mit nach Bottrop, verhalf ihm zu einer Wohnung und versprach ihm ein Stipendium für sein Studium. Das mit dem Stipendium hat nicht geklappt, geblieben ist der Dichter und Schriftsteller dennoch. Morgen feiert er seinen 85. Geburtstag.

Dass er sesshaft wurde in Bottrop, daran ist auch die Liebe schuld. Seine Renate – Bottroperin – lernte Artur Führer 1953 kennen, gleich am Tag nachdem er Bürger des gerade zur Großstadt gekürten Bottrops geworden war. 1956 haben sie geheiratet, 1959 kam Sohn Volker zur Welt, er ist heute als Drehbuchautor bekannt. Renate Führer ist für ihren fast blinden Mann inzwischen wichtiger denn je, als Begleiterin und unermüdliche Vorleserin.

Mit 15 Jahren in den Krieg gezogen

Artur Führers Wiege stand im Dorf Großensee in Thüringen wo die Eltern Landwirte waren. Schon mit 15 Jahren musste er als Soldat in den Krieg ziehen, konnte erst 1948 sein Abitur machen. Mit Landwirtschaft hatte der junge Mann nicht viel im Sinn. Vielmehr zog ihn bereits als Kind alles zur Dichtkunst, schon die Mutter war als Dorfdichterin bekannt.

In Halle hat Artur K. Führer dann angefangen, Germanistik und Philosophie zu studieren – setzte später sein Studium in Köln fort – bis er unter Spionageverdacht 74 Tage lang im Gefängnis saß, dann als unschuldig frei kam. Nach seiner Entlassung verließ er aus Angst vor weiterer Verfolgung die sowjetisch besetzte Zone Richtung Westen, landete im Ruhrgebiet und am Ende in Bottrop.

Eine Stadt, die viel Raum bot für seine Aktivitäten. Schon 1961 habe er in Bottrop die erste öffentliche Lesung veranstaltet, im August Everding Zentrum, damals noch städtisches Jungen-Gymnasium und Linus Pauling, der spätere Nobelpreisträger, sei damals sein Gast gewesen, erinnert sich Führer. Viele Jahre lang hat er sich um die Kulturszene dieser Stadt verdient gemacht, rief 1973 den Literarischen Frühschoppen ins Leben, holte viel Prominenz in die Stadt, hat zahllose Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert. Sein Lebenswerk hat die Stadt 2009 gewürdigt.

41 Bücher hat der Schriftsteller veröffentlicht, in denen er seine Erfahrungen mit Krieg und Gewalt immer wieder zum Thema gemacht hat. Seine Prosa-Texte als Zeitzeuge fanden Aufnahme in das Jahrhundertwerk „Gedächtnis der Nation“, seine Gedichte in der Jahrhundert-Sammlung „Best of Poetry“. Als Zeitzeuge war er aber auch vor Schulklassen und interessierten Zuhörern immer wieder Mahner für ein Leben in Frieden. Artur Führer arbeitet an zwei weiteren Büchern, die 2015 erscheinen sollen.

Seinen Geburtstag feiert er übrigens am Sonntag mit seinen 92 und 88 Jahre alten Schwestern und der ganzen Familie in Rothenburg.