In den 1980er Jahren wurden Nil- und Kanadagänse als lebende Beweise für das Gelingen der Renaturierung gefeiert. Heute machen sie viel Mist, stehen im Verdacht, andere Vogelarten zu verdrängen, und sind zum Abschuss freigegeben

Wenn es in diesen Tagen knallt im Park und auf der Heide, könnten es Jäger auf den Spuren von Kanada- und Wildgänsen sein. Die Gänse sind schon seit dem Sommer zum Abschuss frei gegeben, weil sie und ihre Hinterlassenschaften zum Beispiel im Revierpark Vonderort zu einer echten Plage geworden sind. Auch in der Kirchheller Heide werden sie immer zahlreicher und stehen inzwischen sogar im Verdacht, dort heimische Vogelarten zu verdrängen.

Ein Kronzeuge für diesen Vorwurf ist Reinhard Glowka, Fischereiaufseher der Stadt und Vorsitzender des Angelvereins „Petri Heil“. „Die Nilgans verdrängt andere Wasservögel“, sagt er und nennt als Beleg den Heidesee. „Vor fünf Jahren war mehr als ein Drittel des Sees mit Wasservögeln bedeckt. Jetzt ist es deutlich weniger.“ Natürlich trügen daran nicht nur die Nilgänse Schuld, sondern auch die Menschen, die dort illegal schwimmen und die Vogelinseln sogar gezielt mit Schlauchbooten ansteuern: „Der Erholungsdruck am Heidesee ist extrem geworden.“ Dennoch: Dass Nilgänse ein sehr ausgeprägtes Platzhirschverhalten an den Tag legen und auch Störche schon mal aus ihren Nestern vertrieben haben, hat auch das Landesumweltamt NRW ihnen in die Artenliste geschrieben. Revierförster Werner Meemken warnt dagegen vor Vorverurteilungen. Der oberste Jagdherr in NRW hat sich allerdings anders festgelegt: Nil- und Kanadagänse können inzwischen von Juli bis Ende Januar geschossen werden. Sie bleiben auch im Katalog der jagdbaren Arten im Entwurf für das neue Jagdgesetz, über das sich NRW-Umweltminister Johannes Remmel seit Mitte September lustvoll mit den Jagdverbänden streitet und das im Mai 2015 in Kraft treten soll. Wildgänse sind aus der Liste der jagdbaren Arten gestrichen, ausdrückliche Ausnahmen sind Grau-, Nil- und Kanadagans.

Letztere sind seit Jahren im Revierpark Vonderort ein wachsendes Problem. „Gut hundert Gänse waren da, schon morgens ums Elf“, hatte Michael Pricking letzten Sommer nach einem Ortstermin beklagt, damals noch als stellvertretender Vorsitzender der CDU und noch nicht Bottroper CDU-OB-Kandidat. „Die Gänse haben hier keine natürlichen Feinde, und sie vertreiben ja auch so gut wie alle anderen Vögel aus dem Park.“ Die Beschwerden der CDU und vieler Revierparkbesucher über die Gänse und ihren Kot, der Wege und Plätze bedeckt, haben die Ordnungsbehörde in der Nachbarstadt schon 2011 veranlasst, ihre Jagdpächter auf die Tiere anzusetzen. Mit überschaubarem Erfolg, sagen Besucher. Im Februar beginnt die Schonzeit - „und dann sind sie alle wieder da.“