Bottrop. Die Feuerwehr stößt inzwischen bei jedem Einsatz auf Probleme mit Autofahrern. Sie bilden nur noch zögernd eine Rettungsgasse. Grund genug für die Polizei, eine Kampagne auf allen Autobahnen des Münsterlandes zu starten
Von irgendwoher ist ein Martinshorn zu hören und kündigt einen Rettungseinsatz an. Dann taucht Blaulicht auf. Spätestens jetzt müssten Autofahrer eine Rettungsgasse bilden. Doch allzu oft passiert gar nichts. Man wartet stoisch ab. Und dann steht auch erst einmal das Einsatzfahrzeug. „Mittlerweile gibt es im innerstädtischen Bereich bei jedem Einsatz Probleme“, sagt Kim Heimann, Leiter der Berufsfeuerwehr. Das Verhalten der meisten Autofahrer sei unsicher und falsch. Zudem werde vor allem der kreuzende Verkehr immer unachtsamer: „Wir stehen dann mit Martinshorn und Blaulicht auf der Kreuzung, und von rechts kommen noch Autofahrer und schauen uns nur an.“
Am schlimmsten aber sei es inzwischen auf den Autobahnen. Um der Feuerwehr einen schnellen Zugang zur Unfallstelle zu ermöglichen, ist die Bildung einer Rettungsgasse unerlässlich. Früher habe jeder gewusst, wie er sich zu verhalten habe. „Heute muss erst im Radio darauf hingewiesen werden, bei Stau eine Rettungsgasse zu bilden“, bedauert Heimann.
Etwas besser funktioniert die Sache, wenn Polizeiwagen mit Blaulicht unterwegs sind. Polizeisprecher Michael Franz erkennt zwar eine gewisse Unsicherheit bei Autofahrern, „doch innerstädtisch tauchen Probleme in diesem Zusammenhang bei uns eher selten auf.“
Gleichgültigkeit
Über die Gründe für das unkooperative Verhalten kann Heimann nur mutmaßen. Sicherlich kämen mehrere Dinge zusammen: die allgemeine Gleichgültigkeit der Bevölkerung, hohe Bordsteine in der Stadt und tiefergelegte Autos oder aber die Unkenntnis, dass im Einsatzfall der Privatfahrer auch eine rote Ampel ignorieren darf, um den Blaulichtfahrzeugen Platz zu machen. „Natürlich tastend und in Schrittgeschwindigkeit. Leider lernen das die Fahrschüler offenbar heute nicht mehr.“ Ein Bußgeld drohe dem Autofahrer in solchen Situationen nicht. Im Zweifelsfall stelle die Feuerwehr sogar eine Bescheinigung aus.
Dass auch die Polizei Handlungsbedarf erkennt, macht eine Kampagne deutlich, die das für Bottrop zuständige Präsidium Recklinghausen am morgigen Mittwoch startet. Auf den Autobahnen des Münsterlandes wird mit Brückenbannern mit der Aufschrift „Bei Stau: Rettungsgasse!“ das richtige Verhalten angemahnt.