Bottrop. . Das Alpincenter hatte Anwohner und Interessierte eingeladen, um seine Investitionspläne vorzustellen. Dabei gab sich der Geschäftsführer der Skihalle kompromissbereit. Doch im Verlauf der Versammlung war schnell klar: Die Fronten sind verhärtet:
Emotional, zeitweise gar turbulent verlief die Bürgerversammlung zum geplanten Windradbau am Alpincenter. Dessen Betreiber hatten eingeladen, die Pläne dazu vorzustellen und mit den Anwohnern einen Kompromiss zu suchen. So betonte es jedenfalls Harold van Kranen, Geschäftsführer der Skihalle. Er sei bereit, strengere Lärmwerte zu akzeptieren und sich auf Abschaltzeiten für das Windrad einzulassen. Wichtig sei es ihm, jetzt erst einmal eine Änderung des gültigen Bebauungsplanes bei der Stadtverwaltung zu erreichen, „damit ich überhaupt die Chance habe, den Bau zu beantragen“. Erst dann beginne das Genehmigungsverfahren mit sämtlichen Prüfungen und Gutachten zu Lärmschutz, Schattenwurf oder Naturschutz. „Wenn sich dann herausstellt, dass das Projekt nicht genehmigt werden kann, dann wird es nicht gebaut“, sagte van Kranen.
Gutachten und Gegengutachten
Bei den Anwohnern biss er mit seinen Beteuerungen und Vorschlägen auf Granit. Bekleidet mit T-Shirts mit der Aufschrift „Kein Windrad am Alpincenter“ hatten sie die Linie des Abends vorgezeichnet. Es wurde schnell deutlich, dass nicht nur ein Windrad zwischen Johannestal und Alpincenter steht. Die Anwohner – oder zumindest ein Großteil von ihnen – hegen tiefes Misstrauen gegen das Unternehmen. Immer wieder verwiesen sie auf die Vergangenheit, in der sie sich zu oft schon vom Alpincenter übergangen fühlten.
Entsprechend schwierig gestaltete sich der Austausch von Argumenten. Anwohner fürchten unter anderem um den Wert ihrer Immobilien. Argumente, auf die sich die Vertreter des Projektentwicklers SL Naturenergie eingestellt hatten. In einer umfangreichen Dokumentation versuchten sie, die Sorgen der Anwohner zu entkräften, führten Studien an, nach denen es keinen Zusammenhang zwischen Windrädern und Immobilienpreisen gebe. Der Widerspruch kam prompt: Es gebe genug Stimmen und Studien, die das Gegenteil behaupten, so die Anwohner. Typisch für den Schlagabtausch an diesem Abend. Daran änderte auch die Versicherung der SL nichts, bei einem möglichen Bau würden alle Grenzwerte und Vorschriften eingehalten. „Denn wir wissen aus Erfahrung: Einer klagt immer. Das Risiko für uns und den Betreiber wäre viel zu groß“, so ein SL-Sprecher.
Von Kranen wies nochmals darauf hin, dass die Skihalle seit drei Jahren rote Zahlen schreibe und nur existiere, weil die Muttergesellschaft zuschieße. Er sei bereit, Anwohnern die Bilanzen vorzulegen. Die unterstellten ihm, er habe sicherlich mehrere . . .
Photovoltaik
Ein weiterer Vorwurf: Den Strom aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach speise das Alpincenter ins Netz ein. Das sei, so van Kranen, eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen. Der Ertrag aus der Einspeisevergütung sei höher als der Strompreis. Außerdem: Eine Million Kilowattstunden produziere die Anlage auf dem Dach. „Ich kaufe aber aktuell sechs Millionen Kilowattstunden pro Jahr.“
Verschwendung
Der Rat sollte am Donnerstag über die Änderung des Bebauungsplans entscheiden. Runde Tische, Moderationen oder Kompromiss-Suchen sind eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Denn sie sind rechtlich nicht bindend. Und wie haben es die Vertreter des Windrad-Erbauers aus Erfahrung gesagt: „Irgendeiner klagt immer.“ daran ändern auch Runde Tische nichts.
Aktuelles Beispiel? Dann empfiehlt sich der Blick auf den Ehrenpark. Mit wie viel Aufwand, wie vielen Bürger- und Ideenwerkstätten oder Anwohnergesprächen wurde der Park geplant? Und am Ende beschäftigt die Skater-Anlage trotzdem das Gericht. Denn unbenommen aller Gespräche ist es das gute Recht jeden Bürgers, zu klagen. Kein Runder Tisch, keine Moderation dieser Welt hebeln dieses Bürgerrecht aus. Und bei derart verhärteten Fronten ist es nicht vorstellbar, einen für jeden einzelnen Anwohner tragfähigen Kompromiss zu finden.
Anwohner und Betreiber verdienen Klarheit. Auch deshalb sollte Donnerstag entschieden werden.
Wie das Alpincenter das Windrad finanziere, wollten die Anwohner wissen. Dazu mochte van Kranen keine Angaben machen.
Ein Besucher der Bürgerversammlung aus dem Eigen hatte bis dahin die Versammlung verfolgt und war dem Alpincenter-Chef in dem letzten Punkt beigesprungen. Die Finanzierung sei doch wohl Privatsache des Unternehmens und habe mit der Zulässigkeit einer Windkraftanlage nichts zu tun, meinte der Mann. Daraufhin wollten einige besonders lautstarke Anwohner dem Bürger vom Eigen das Wort entziehen, denn er sei ja nicht direkt betroffen. Er besitze überhaupt kein Mitspracherecht.