Bottrop.. Bei der Feuerwehr in Essen besuchen die Bottroper Brandmeister-Anwärter die Schule für Rettungsassistenten. Hier absolvieren sie einen Teil ihrer Ausbildung für den Einsatz im Rettungsdienst
Auf der Leinwand vorne im Seminarraum sind Abbildungen von Verletzung. Schürfwunden eher harmloser Art sind dort gerade zu sehen. Doch auch andere, schwere Verletzungen flimmern über die Leinwand. Aber künftige Rettungssanitäter müssen das aushalten. Unter den Schülern der Schule für Rettungssanitäter der Feuerwehr Essen sitzen auch Denis Wala, Michael Trommeshauser und die anderen Brandmeisteranwärter der Bottroper Feuerwehr. Hier absolvieren sie den nächsten Schritt ihrer Ausbildung – und die Umgewöhnung war gar nicht so leicht, sagen beide übereinstimmend.
Viel Theorie, viel Neues sei gerade in der ersten Woche auf sie eingestürzt. „Man wird geradezu erschlagen mit Begriffen und Bezeichnungen“, schildert Wala seine Erfahrungen. Ein Grund dafür sei eben auch, dass weder er noch Michael Trommeshauser Vorkenntnisse auf dem Gebiet haben. „Wir fangen bei Null an. Da ist der Einstieg schwierig.“ Ein Blick in den Stundenplan unterstreicht die Einschätzung. Fünf Wochen besuchen die Brandmeister-Anwärter die Schule in der Nachbarstadt, lernen hier gemeinsam mit den Kollegen der Feuerwehr Essen. Auf dem Programm stehen Theorie und Praxis. So müssen die Anwärter etwa Aufbau und Funktion des Herz-Kreislaufsytsem genau so lernen wie den Bewegungsapparat oder das Vorgehen bei kardiologischen Notfällen – und das sind nur wenige Beispiele des mdizinischen Teils der Ausbildung. Dozenten aus der Uniklinik und sogar eine Hebamme geben ihr Wissen weiter.
Tests gehören zum Lehrgang
Fünf Wochen dauert die Ausbildung an der Schule in Essen, danach gehen die Brandmeister-Anwärter für ein Praktikum ins Krankenhaus. Doch zum Alltag in der Schule der Essener Feuerwehr gehören auch regelmäßige Tests. Die sind prüfungsrelevant, sagt Thomas Hoffmann von der Rettungsassistentenschule, der diesen Lehrgang leitet. Heißt: Wer bei diesen Tests schlecht abschneidet, der fällt am Ende durch die Prüfung. Doch Hoffmann ist mit seinen Schützlingen zufrieden. In den bisherigen Tests habe kein Teilnehmer eine schlechtere Note als eine Zwei gehabt, lobt er.
Doch dafür muss hart gelernt werden, haben Trommeshauser, Wala und ihre Kollegen schnell festgestellt. „Man muss ständig am Ball bleiben und auch zu Hause viel tun“, sagt Trommeshauser. Das ergebe sich allein aus der Fülle des Stoffs. Aktuell geht es um Traumata, also Verletzungen oder Wunden, die durch Gewalteinwirkung entstehen. Daher die genannten Bilder auf der Leinwand. Noch finden beide diesen Anblick interessant. Doch sie wissen auch, dass sie diese Verletzungen im Krankenhaus in der Realität zu Gesicht bekommen werden – erst Recht später auf der Straße im Einsatz auf dem Rettungswagen.
Aktuell werden sie zum Rettungssanitäter ausgebildet. Doch später folgt noch die Ausbildung zum Rettungsassistenten – das ist Standard bei der Feuerwehr, sagt der Bottroper Ausbilder Markus Urbaneck.
Aber selbstverständlich will auch der Umgang mit den Geräten auf dem Rettungswagen gelernt sein oder die richtige Kommunikation im Einsatzfall. Dazu kommen Praxis-Tipps – wie der Handschlag zur Begrüßung, bei dem der Patient oberflächlich gecheckt wird. Wala macht ihn vor. Mit der einen Hand greift er die Hand des Patienten, die andere umgreift das Handgelenk, prüft unauffällig den Puls. Dazu der tiefe Blick in die Augen: Wie sehen die Pupillen aus? Hat der Patient Schweiß auf der Stirn, welchen Eindruck macht die Haut? Jetzt in der dritten Woche sitzen solche Handgriffe, die helfen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Eine andere Praxisübung: Trommeshauser und Wala bekommen einen Zettel. In dieser „Depesche“ stehen alle Informationen, die die Leiststelle beim Notruf aufgenommen hat. Neben der Adresse auch Infos zum Zustand des Patienten. Ein Stichwort, an dem sich die Sanitäter im besten Falle orientieren können und sich auf der Fahrt vorbereiten können. Ein Hinweis der helfen kann. Manchmal steht in dem Feld auch nur „Verkehrsunfall“ oder „Hilflose Person“, sich darauf vorzubereiten sei wesentlich schwieriger, so die beiden Anwärter.