Bottrop. . Am Montag vor genau 75 Jahren verhafteten die Nationalsozialisten den Kaplan Bernhard Poether im Pfarrhaus von St. Joseph. Er hatte sich in Bottrop für inhaftierte Polen eingesetzt. Bernhard Poether starb 1942 im KZ Dachau.

Kaplan Bernhard Poether war zwar nur wenige Monate als Seelsorger in Bottrop, als ihn die Nazis vor genau 75 Jahren, am 22. September 1939, vom Pfarrhaus weg verhafteten, doch vergessen ist dieser mutige Mann nicht. Die Gemeinde St. Joseph erinnert am Montagabend mit einer Andacht an Bernhard Poether, der 1942 nach einem langen Martyrium im KZ Dachau starb.

Es war sein unerschütterlicher Einsatz für die polnischen Familien in Bottrop, der ihn zum Verhängnis wurde. Um sie kümmerte er sich besonders, er sprach gut polnisch und auch russisch, sagt Ewald Spieker. Der Priester im Ruhestand, der in Münster-Hiltrup lebt, hat ein Buch über Bernhard Poether herausgegeben. Poether war in Münster-Hiltrup aufgewachsen, seine Urne wurde dort nach dessen Tod beigesetzt.

Von heute auf morgen Staatsfeinde

Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 waren auch die Polen in Bottrop zu Staatsfeinden geworden. Poether war erst am 4. April 1939 von Gladbeck-Zweckel in die Gemeinde St. Joseph in Bottrop gekommen und erlebte jetzt, dass polnische Katholiken seiner Gemeinde inhaftiert wurden. Poether habe sich mit Nachdruck für deren Freilassung eingesetzt, sagt Ewald Spieker. „Diesen Auftritt hat sich die Partei nicht gefallen lassen.“

„Sie haben ihm auch zum Vorwurf gemacht, dass er den Polen die Beichte abgenommen hat“, sagt Willi Tönsgerlemann. Der 76-jährige Bottroper hat 40 Jahre lang bei der Polizei gearbeitet und forschte auch im Polizeiarchiv nach Spuren von Bernhard Poether. Tönsgerlemann war früher Pfarr-Gemeinderats-Vorsitzender in St. Joseph und hat sich mit Poethers Lebens beschäftigt, als es darum ging, einen Namen für das damals neue Seniorenzentrum zu suchen. Heute heißt es Bernhard-Poether-Haus.

Im Gefängnis habe Poether freikommen können, sagt Ewald Spieker. „Man hat ihn damals gefragt: Wenn sie einem von zwei Menschen helfen könnten, wem würden Sie helfen, dem Polen oder dem Deutschen?“ Seine Antwort zeugt von großer Unerschrockenheit und Stärke: „Ich würde dem helfen, der die Hilfe am nötigsten braucht.“

Die Nazis behielten ihn daraufhin ein Jahr in Untersuchungshaft, 1940 kam er ins KZ Sachsenhausen. „Das schlimmste für ihn war die lange Einzelhaft“, sagt Spieker. „Die Nazis wollten ihn mürbe machen.“ 1941 verschleppten sie ihn dann ins KZ Dachau. Dort starb er am 5. August 1942 – ausgezehrt, unterernährt, gezeichnet von Folter und härtester Arbeit.