Mit der Diskussion um mögliche Nachfolgelösungen für den Saalbau könnten auch die 13 Jahre Pläne zum vollständigen ausbau des Kulturzentrums wieder aktuell werden. Lage, Größe uhnd städtbauliche Aspekte sprächen jedenfalls dafür.
Seit 13 Jahren liegen die Pläne von Bernhard Küppers für das komplette Kultur- und Bürgerzentrum an der Böckenhoff- und Blumenstraße im Kulturamt. Der ehemalige Leiter des städtischen Hochbauamtes, aus dessen Feder neben dem vielbeachteten Museumszentrum Quadrat auch der weniger geliebte Saalbau stammt, hat für das eigentlich recht begrenzte Areal ein ebenso kompaktes wie funktional durchdachtes Ensemble entworfen, das bis heute nur teilweise realisiert wurde.
Zeitfenster für Zukunftsplanung
Mit der Diskussion um den - inzwischen fast zu großen - Saalbau, dessen Aufgabe die Stadt bereits beschlossen hat und der diversen Möglichkeiten zur Neu-Nutzung des Areals zwischen Rathaus und Gerichtsstraße, dürften die Pläne für das Kultur- und Begegnungszentrum im Herzen der Stadt sicherlich wieder auf Interesse stoßen. Einige Bottroper werden sicherlich noch das Wort von August Everding im Ohr haben, als dieser Mitte der 80er Jahre zur Teileröffnung des heutigen Kulturzentrums von der so vollbrachten Bottroper Quadratur des Kreises sprach. Nur vollendet würde diese, so der berühmte Sohn der Stadt weiter, durch den Bau einer Spielstätte. Denn nach dem Abriss der alten Schauburg hat das Kulturleben der Stadt vor allem in Provisorien stattgefunden. „Der Lichthof der Berufsschule und vor allem die Aula des Josef- Albers-Gymnasiums - trotz ihrer guten Bühnentechnik - sind eben Schulorte und weniger Feier-, Theater- oder Versammlungsräume für die Stadt mit über 100 000 Einwohnern“, sagt Kulturamtsleiter Dieter Wollek. Das trifft auch auf die „Städtische Galerie“ zu. Von Bottroper Künstlern oder dem Stadtarchiv für Ausstellungen genutzt, waren die Ausstellungsmöglichkeiten im Treppenhaus des alten Jungengymnasiums als Ersatz für den alten Kunstpavillon am Kreuzkamp nie geliebt.
Gerade vor dem möglichen Abriss des Saalbaus und der Umnutzung des Areals bietet sich ein Zeitfenster zur Zukunftsplanung. Denn die Frage, wo sich die Bottroper künftig zu Feierlichkeiten und größeren Aufführungen mit mehr als 200 Personen versammeln, stellt sich bald schon verstärkt.
Planungsausschuss und ein Workshop zu Zukunft und Nachfolge des Saalbaus setzten sich ebenfalls bereits mit der Raumfrage auseinander. Von einem Versammlungsort für etwa 800 Personen und einer möglichen Kombination mit dem Kulturzentrum war da bereits die Rede. Eine Achse von Fachhochschule, Rathausviertel und Kulturzentrum wäre auf jeden Fall höchst attraktiv, sagt Dieter Wollek.
Saalbau nur noch wenige Tage im Jahr voll genutzt
Die Pläne von Bernhard Küppers sehen die Bebauung des heutigen Kulturhofes mit einem Saal von etwa 600 bis 700 Plätzen vor. Dazu käme ein Foyer, das auch für Ausstellungen ideal genutzt werden könne, sagt Kulturamtsleiter Dieter Wollek.
Der jetzige Baukörper mit Musikschule, Bibliothek und Kammerkonzertsaal (200 Plätze) stellt die erste Ausbaustufe des Kulturzentrums dar, das also ergänzt, nicht umgebaut würde. Bereits heute werde der Saalbau mit seinen über 1000 Plätzen nur wenige Tage im Jahr voll genutzt, etwa bei zwei Abi-Feiern oder der IG-Bergbau-Versammlung. Auch bei den Klassik für Kids-Aufführungen, Männerquartett-Konzerten oder Karnevalssitzungen falle das Platzangebot üppig aus.
Wer die Küppers-Pläne betrachtet, sieht eine städtebaulich ausgewogene Szenerie, die eine einheitliche Fluchtlinie beispielsweise zum neuen Martinszentrum vorsieht, sogar ohne den vorhandenen Baumbestand zu gefährden. Parkmöglichkeiten und ÖPNV-Anbindung wären ebenfalls ideal gegeben.