Bottrop. . In das Baudenkmal Luggesmühle zieht nun eine Anwaltskanzlei ein. Drei Mal stand das alte Gebäude zur Zwangsversteigerung an. Jetzt wird die Mühle umgebaut. Dabei gilt es die Vorgaben des Denkmalschutzes zu beachten.
In der Luggesmühle tut sich wieder etwas. Vor dem Gebäude parken Autos von Handwerkern, im Innern wird fleißig gewerkelt. Im Oktober will die neue Besitzerin – eine Anwaltskanzlei – einziehen. Auf Anhieb, so Rechtsanwalt Christoph Badde, habe er sich im November in die alte Mühle verliebt und hier seine Kanzlei einrichten wollen. Seine Kollegen Joachim Koch und Andreas Lackner ließen sich von der Idee schnell überzeugen. Als die Mühle zum dritten Mal zwangsversteigert werden sollte, schlugen die Anwälte zu und übernahmen das Gebäude. Seit 2012 waren regelmäßig Termine zur Versteigerung anberaumt worden.
Der Umbau eines solchen Baudenkmals ist nicht einfach, schließlich dürfen die Besitzer nicht allein entscheiden. Obere und Untere Denkmalbehörde reden mit. Doch die Zusammenarbeit mit den Ämtern sei sehr gut gewesen, loben die drei Mühlenbesitzer unisono.
Charakteristische Rundbögen
Eine von drei historischen Mühlen in der Innenstadt
Bis zum Ende des vergangenen Jahres war in der Luggesmühle eine Weinhandlung mit Weinbar untergebracht – als Mieter. Deren Besitzer Ignazio Amante hat dann unter anderem aufgrund der unsicheren Besitzverhältnisse die Konsequenzen gezogen und hat für sein Unternehmen einen neuen Standort gesucht. Der bisherige Besitzer der Luggesmühle nannte 2012 gegenüber der WAZ einen „Konflikt mit dem Finanzamt“ als Grund für die Zwangsversteigerung
Die Luggesmühle wurde 1874 erbaut und ist eine von drei erhaltenen Mühlen im Innenstadt-Bereich – neben Vietors Mühle an der Gladbecker und Spickenbaums Mühle an der Sterkrader Straße. Auch diese beiden Mühlen stehen unter Denkmalschutz.
Trotzdem: Nicht alle Ideen, die sie hatten, konnten umgesetzt werden. So mussten die Rundbögen im Erdgeschoss erhalten bleiben. „Die Mühle war eine so genannte Durchfahrtsmühle. Das heißt, die Kunden konnten mit ihren Karren durch dich Mühle fahren“, erklärt Badde. Charakteristisch dafür seien die zwei Rundbögen, einstmals die Tore zur Mühle. Eine speziell angefertigte Glastür trennt nun den Empfangs- vom Wartebereich. So bleiben die Bögen erhalten und Diskretion gewahrt. Überhaupt der Empfangsbereich: Eine Zwischenwand einbauen, um ein zusätzliches Büro zu erhalten? Nicht möglich, denn die charakteristische Rundung der Mühle musste innen sichtbar bleiben.
Viel zu beachten also beim Umbau eines Denkmals, doch die neuen Besitzer sind mit Herzblut bei der Sache: „Wir finden es einfach toll, unsere Büros zukünftig in diesem historischen Gebäude zu haben“, sagt Joachim Koch. Also habe man gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die Büros der Anwälte werden künftig im Wintergarten untergebracht sein, im ersten Obergeschoss finden vier Angestellte ihren Platz, und im zweiten Obergeschoss wird das Notariat liegen.
Auch von außen musste das historische Gebäude saniert werden. Schäden an der Fassade mussten ausgebessert und ein Spezialanstrich – eine Diffusionsfolie – aufgebracht werden. Der, so Badde, sei eigens für historische Gebäude entwickelt worden und sorge dafür, dass Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk zwar nach außen abtrocknen könne, jedoch keine weitere Feuchtigkeit mehr in das Mauerwerk eindringen kann.
In Absprache mit der Oberen Denkmalbehörde haben die Besitzer jetzt auch eine Dachrinne am Mühlendach angebracht. Die gab es bisher nicht, Regenwasser tropfte vom Dach und lief einfach an der Fassade hinab, die Feuchtigkeit konnte eindringen. „Ein Erhalt der Mühle ist quasi nur mit Dachrinne möglich“, sagt Lackner. Eigens angefertiget Büromöbel nehmen innen die Rundung der Mühle auf.