In Bottrop lag das verfügbare Einkommen im Jahr 2011 bei 18 417 Euro, und damit um 1 516 Euro niedriger als der Bundesdurchschnitt (19 933 Euro) - so die Daten des Statistischen Landesamt. Im Jahr 2000 waren es noch 14 813 Euro gewesen (Bund: 15 826 Euro).
Aber: Die Deutschen sollen mehr einkaufen und damit sie das können, sollen ihre Löhne steigen. Das fordert der EU-Sozialkommissar Lazlo Andor. Das fordert auch die Bundesbank. Das verschreckt die Unternehmen. „Seit nunmehr zehn Jahren bleiben die Lohnzuwächse in Deutschland stark hinter der Produktivitätsentwicklung zurück“, kritisierte der EU-Kommissar in der Zeitung „Welt am Sonntag’’. Der Blick auf die verfügbaren Daten zeigt aber ganz unterschiedliche Entwicklungen: In Deutschland stieg das Bruttoinlandsprodukt von 2000 bis 2011 um 27,3 Prozent, die verfügbaren Einkommen pro Einwohner um 26 Prozent. In Bottrop lag der Anstieg der Produktivität bei 26,2 Prozent, der Anstieg der verfügbaren Einkommen liegt bei 24,3 Prozent. Das so erreichte durchschnittlich verfügbare Einkommen in Bottrop von 18 417 Euro reicht in einer Einkaufs-Bundesliga für Platz 284 von 400.
Dabei gilt es auf die Feinheiten zu achten: Es geht um das „verfügbare Einkommen“, also eine Nettoeinkommensgröße, die sowohl Einkommen aus unselbstständiger Arbeit als auch Einkünfte aus freiberuflicher bzw. unternehmerischer Tätigkeit sowie Vermögenseinkünfte beinhaltet, so die Erklärung der Statistiker. Hinzu kommen aber auch Sozialtransfers wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und andere staatliche Leistungen. Abgezogen wiederum sind Steuern und Sozialbeiträge. Es ist also das Geld, das Mann und Frau tatsächlich für ihre Bedürfnisse - von der Miete, über Kredite, fürs Essen, Kleidung, Urlaub, Sparen - ausgeben oder anlegen können. Aber: Preisentwicklung und Inflationsrate sind nicht berücksichtigt.
Auf der Basis dieser Entwicklung und mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner als zweitem Maßstab, das in Bottrop um 26,2 Prozent von 15 302 Euro im Jahr 2000 auf 19 308 Euro in 2011 gewachsen ist, lässt sich feststellen: Die verfügbaren Einkommen sind mit 24,3 Prozent um 1,8 Punkte geringer gewachsen als das lokale Bruttoinlandsprodukt. Da ist aus EU-Sicht in der Tat sicher noch Luft für eine Kaufkraftstärkung. Vorausgesetzt, die kalte Progression frisst sie nicht auf.