Bottrop. .

Ausgelassene und vielseitige Musik erklang am Sonntag im Biergarten von „Mitten im Pott“. 28 Musiker begeisterten mit der Big Band „Just Fun“ die Bottroper. Was die Formation der Musikschule Bochum einmalig macht: Hier musizieren Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam auf einem hohen Niveau – und auf Augenhöhe.

Auch der Bottroper Tobias Sonnenberg macht bei „Just Fun“ mit. Seit 20 Jahren fährt ihn seine Mutter jeden Mittwoch nach Bochum zur Probe. Der 38-Jährige hat das Down-Syndrom und ein Leben ohne die Musik ist für ihn kaum vorstellbar – gerade das Musizieren fördere seine emotionalen Fähigkeiten. Erst lernte er Cello, dann wechselte er zum E-Bass: „Das macht mir momentan mehr Spaß.“ Entstanden ist die Gruppe 1998 aus einem Ensemble von acht Musikern. Seitdem wächst sie in ihrer einzigartigen Vermischung von Musikstilen und Instrumenten. „Auch gemischte Gruppen wie diese sollten auf Bühnen stehen dürfen“, sagt Band-Leiterin Claudia Schmidt. Doch das Problem beginnt bei der Barrierefreiheit, so Sängerin Anna Reizbikh (17): „Die Bühnen haben oft keine Rampen, dadurch habe ich mit dem Rollstuhl Schwierigkeiten.“ Trotzdem hat sich „Just Fun“ als Vorzeigeprojekt von Inklusion einen Namen gemacht. Bereits vier Mal spielte die Band im Schloss Bellevue beim Bundespräsidenten, trat schon mit Peter Maffay auf.

Völlige Chancengleichheit gebe es jedoch noch nicht, deshalb arbeitet Schmidt an der Uni Dortmund daran Musikern, die aufgrund ihres Handicaps nicht den Voraussetzungen an Musikhochschulen entsprechen, eine Möglichkeit zur künstlerischen Ausbildung zu bieten. „Viel mehr Städte sollten in ihren Musikschulen inklusive Projekte anbieten“, findet Schmidt. „Denn anders als an Schulen funktioniert dies hier schon lange und es weckt immer neue Impulse.“