Bottrop. . Am Ostring hat das Wohnungsunternehmen Vivawest ein Mehrfamilienhaus aus den 60er-Jahren zum Plus-Energie-Haus umgebaut. Bundesbauministerin Barbara Hendricks hat sich das Innovation-City-Projekt angeschaut. Ihr Lob: In Bottrop entstünden Modelle für andere Städte.
Manfred Kleinschmidt steht in seiner zukünftigen Küche. Dass mit ihm auch Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt und Bau, in dem Raum steht, scheint ihn augenscheinlich kaum zu beeindrucken. Ruhig erzählt er ihr von dem „Abenteuer“, das ab Anfang September auf ihn wartet. Dann zieht Kleinschmidt nämlich in das Vivawest-Zukunftshaus am Ostring.
Hier hat das Wohnungsunternehmen mit Partnern ein Mehrfamilienhaus aus den 1960er-Jahren umgebaut in ein Plus-Energie-Haus. Das erzeugt nun mehr Energie, als es verbraucht. Und zur Einweihung des Hauses – eines der Innovation-City-Leuchtturmprojekte – stattete dann auch die Ministerin der Stadt und dem Klimaschutzmodellprojekt einen Besuch ab.
Kleinschmidt lässt die Aufregung und den Medienauflauf an sich vorüberziehen. Dass er in das Zukunftshaus einziehe, sei eher ein Zufall. Schon vor zwei Jahren habe er hier eine Wohnung angeboten bekommen, dann folgte die Renovierung. „Jetzt ziehe ich eben in diesem Jahr ein.“ 600 Euro warm kostet die knapp 60 Quadratmeter große Wohnung. Die ist ausgestattet mit intelligenter Haustechnik und einer Lüftung, die das Öffnen der Fenster quasi unnötig macht. Von außen fallen die Photovoltaikflächen auf dem Dach und an der Seitenfassade auf.
„Bottrop ist ja eine Klimastadt der Zukunft“, lobt Barbara Hendricks. Häuser wie das hier am Ostring – vor der Sanierung – finde man in fast jeder Stadt des Landes. Ende der 70er-Jahre habe das Thema Energiesparen beim Bauen überhaupt erst eine Rolle gespielt. Erst da wurden Energieeinsparverordnungen entwickelt. Ein Großteil der Häuser in der BRD sei aber vor dieser Zeit gebaut. Deshalb könne man vom Bottroper Modellprojekt lernen.
Wissenschaftliche Auswertung
Barbara Hendricks mahnte an, dass Wohnraum bezahlbar bleiben müsse. Für Robert Schmidt ist es daher wichtig, dass der Bund die Sanierung weiter fördere – etwa über die KfW.
Wie beim ersten Zukunftshaus an der Röntgenstraße, so soll auch am Ostring das Projekt weiter wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden.
Ähnlich äußert sich Vivawest-Geschäftsführer Robert Schmidt. 450 000 Euro hat das Unternehmen investiert in Dämmung, Verglasung, Erdwärmenutzung, eine kontrollierte Be- und Entlüftung und in die Photovoltaiktechnik. Auch für Vivawest ist das Haus am Ostring ein Prestigeprojekt. Hier wurde alle zur Verfügung stehende Technik eingebaut. Bei zukünftigen Sanierungen könne man dann auf Bausteine zurückgreifen. Ziel sei es, so Schmidt, die Kosten bei der „so genannten zweiten Miete“ – sprich den Nebenkosten – zu senken.
Das hört auch Manfred Kleinschmidt gerne. Doch so richtig einstimmen in den Jubel will er noch nicht. „Ich bin gespannt, was am Ende rauskommt. Das wird sich bei der ersten Nebenkostenabrechnung zeigen.“ Auf jeden Fall bekommt der 59-Jährige heute erst einmal eine Einweisung in die ganze Technik des Hauses. Auch eine Premiere vor dem Umzug. Aber das gehört dazu, denn ob die Rechnung tatsächlich aufgeht, hängt auch vom Verhalten der Mieter ab.