Bottrop. Die aktuelle Sonderausstellung „Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets“ im Ruhr Museum zeigt auch einige Bottroper Ansichten von 1957. Der Bildband mit Texten von Heinrich Böll sorgte bei seinem Erscheinen 1958 auch für Proteste. Schon damals wollte man sich vom Klischee des rußigen Reviers lösen. Heute weckt die sehenswerte Schau eher nostalgische Gefühle.

Für die meisten Besucher heute dürfte die aktuelle Sonder-Ausstellung des Ruhr Museums „Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets“ ein interessiertes Rätselraten sein. Wo war der Standort des Kölner Fotografen, der 1957 mit dem Schriftsteller Heinrich Böll das Ruhrgebiet bereiste? Welche Zeche, welcher Straßenzug oder welche Kirche ist auf den eindrücklichen Schwarzweiß-Aufnahmen zu sehen?

Auch einige Bottroper Ansichten zeigt die große Schau im zentralen Museum, dass sich mit der Geschichte dieser Region auseinander setzt. Zum Glück sind die Siedlung Ebel oder die markante Herz Jesu-Kirche des Architekten Josef Franke bis heute kaum verändert. Chargesheimer - eigentlich Carl-Heinz Hargesheimer (1924 - 1971) - war eigentlich nicht daran gelegen, Sehenswürdigkeiten oder exakte Orts- oder Gebäudeansichten zu dokumentieren. Seine bildstarke Tour durch das damalige Revier zeigt eher die Atmosphäre, die Menschen, vielleicht auch Lebensgefühl dieser Zeit nach dem Krieg, als das Revier noch der Kohlenpott für die junge Republik war - einerseits der industrielle Goldesel, dann aber auch die Region, die scheinbar mit Kultur und urbanem Lebensgefühl wenig zu tun hatte.

Von der Hässlichkeit des Wirtschaftswunders

Kein Wunder, dass sich viele Menschen im Revier aufregten, als der Gemeinschaftsband von Chargesheimer und Böll 1958 heraus kam. Selbst der damalige Essener Oberbürgermeister reihte sich in die Riege der Nörgler ein, weil Mülltonnen, schmutzige Straßenzüge oder ärmlich gekleidete Kinder in trostloser Umgebung zu sehen waren.

Chargsheimer und Böll wollten eben keinen Reiseprospekt mit den Schokoladenseiten der alten Gehöfte im Ruhrtal, des Baldeneysees oder fast münsterländisch anmutende Idylle zwischen Bottrop und Gladbeck zeigen. 120 Millionen Tonnen Kohle, die im Entstehungsjahr des Buches im Ruhrgebiet gefördert wurden, mussten ja irgendwo herkommen und vor allem: von irgendjemandem abgebaut werden.

Heute mutet die Schau selbst für Menschen, die hier aufwuchsen, wie der Blick in eine ferne Vergangenheit an. Aber man sollte nicht vergessen, dass auch Bottrop zu dieser Zeit - die Stadt war damals gerade Großstadt geworden, und das ohne Kirchhellen - regelrecht boomte. Prosper, Rheinbaben, Vereinigte Welheim, Ruhröl: das waren die großen Arbeitgeber.

Und NRW zahlte - dem Revier sei Dank - gut die Hälfte des Länderfinanzausgleichs, von dem Bayern bis in die 70er Jahre profitierte. Das Revier braucht(e) sich nicht zu verstecken. Nicht nur deshalb ist die Ausstellung absolut sehenswert.

Für die meisten Besucher heute dürfte die aktuelle Sonder-Ausstellung des Ruhr Museums „Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets“ ein interessiertes Rätselraten sein. Wo war der Standort des Kölner Fotografen, der 1957 mit dem Schriftsteller Heinrich Böll das Ruhrgebiet bereiste? Welche Zeche, welcher Straßenzug oder welche Kirche ist auf den eindrücklichen Schwarzweiß-Aufnahmen zu sehen?

Auch einige Bottroper Ansichten zeigt die große Schau im zentralen Museum, dass sich mit der Geschichte dieser Region auseinander setzt. Zum Glück sind die Siedlung Ebel oder die markante Herz Jesu-Kirche des Architekten Josef Franke bis heute kaum verändert. Chargesheimer - eigentlich Carl-Heinz Hargesheimer (1924 - 1971) - war eigentlich nicht daran gelegen, Sehenswürdigkeiten oder exakte Orts- oder Gebäudeansichten zu dokumentieren. Seine bildstarke Tour durch das damalige Revier zeigt eher die Atmosphäre, die Menschen, vielleicht auch Lebensgefühl dieser Zeit nach dem Krieg, als das Revier noch der Kohlenpott für die junge Republik war - einerseits der industrielle Goldesel, dann aber auch die Region, die scheinbar mit Kultur und urbanem Lebensgefühl wenig zu tun hatte.

Hässlichkeit des Wirtschaftswunders

Kein Wunder, dass sich viele Menschen im Revier aufregten, als der Gemeinschaftsband von Chargesheimer und Böll 1958 heraus kam. Selbst der damalige Essener Oberbürgermeister reihte sich in die Riege der Nörgler ein, weil Mülltonnen, schmutzige Straßenzüge oder ärmlich gekleidete Kinder in trostloser Umgebung zu sehen waren.

Chargsheimer und Böll wollten eben keinen Reiseprospekt mit den Schokoladenseiten der alten Gehöfte im Ruhrtal, des Baldeneysees oder fast münsterländisch anmutende Idylle zwischen Bottrop und Gladbeck zeigen. 120 Millionen Tonnen Kohle, die im Entstehungsjahr des Buches im Ruhrgebiet gefördert wurden, mussten ja irgendwo herkommen und vor allem: von irgendjemandem abgebaut werden.

Heute mutet die Schau selbst für Menschen, die hier aufwuchsen, wie der Blick in eine ferne Vergangenheit an. Aber man sollte nicht vergessen, dass auch Bottrop zu dieser Zeit - die Stadt war damals gerade Großstadt geworden, und das ohne Kirchhellen - regelrecht boomte. Prosper, Rheinbaben, Vereinigte Welheim, Ruhröl: das waren die großen Arbeitgeber.

Und NRW zahlte - dem Revier sei Dank - gut die Hälfte des Länderfinanzausgleichs, von dem Bayern bis in die 70er Jahre profitierte. Das Revier braucht(e) sich nicht zu verstecken. Nicht nur deshalb ist die Ausstellung absolut sehenswert.