Bottrop. . In leerstehenden Häusern der städtischen Baugesellschaft üben die Nachwuchs-Feuerwehrmänner den Ernstfall. Mit Disko-Nebel simulieren die Ausbilder einen Kellerbrand und ein verrauchtes Treppenhaus.

Aus dem Keller des Hauses an der Robert-Brenner-Straße dringt Rauch. Auch das Treppenhaus ist schon verqualmt. Die acht Brandmeisteranwärter springen vom Wagen, die Ausbilder René Heyse und Markus Urbaneck geben Anweisungen. Ein Trupp – also zwei Mann – dringen in den Keller vor, sollen das Feuer dort löschen – und nach einer vermissten Person suchen. Michael Trommeshauser und Denis Wala dagegen sind der Schlauchtrupp, stellen die Wasserversorgung sicher.

Dann die neue Anweisung von „Einsatzleiter“ Heyse: „Schlauchtrupp wird Sicherungstrupp!“ Im Klartext bedeutet es, dass die beiden sich jetzt auch unter Atemschutz in das Treppenhaus wagen und die Wohnungen absuchen. Auch hier könnten sich ja noch Bewohner aufhalten. In gebückter Haltung kämpfen sich die beiden mit ihrer schweren Ausrüstung durch das Treppenhaus. Mit dabei haben sie den prallen Schlauch. Als „Wasser am Rohr“ bezeichnet Heyse dieses Vorgehen, denn falls drinnen die Flammen auflodern, können Wala und Trommeshauser sofort löschen. Dafür wird der Weg durchs Treppenhaus mit dem widerspenstigen Schlauch nicht einfacher.

Die zweite Etage, auch hier zwei Wohnungen. Im Rechtshandsuchverfahren tasten sich die beiden Nachwuchsfeuerwehrleute durch das Gebäude. Das heißt, sie gehen immer rechts herum, so können sie sich auch in verrauchten Häusern orientieren. Dann die Überraschung: In einer Wohnung finden die beiden ein Kind. Von diesem Kniff ihrer Ausbilder wusste die Truppe nichts. Markus Urbaneck hat seinen Sohn ins Gebäude gebracht. Maximilian hat sich verängstig vor Flammen und Rauch in einem Zimmer verkrochen. „Wir wollen die Anwärter sensibilisieren, dass immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann, dass es sein kann, dass sie parallel plötzlich eine echte Menschenrettung durchführen müssen“, erklärt Markus Urbaneck.

Über die Steckleiter in die zweite Etage

Trommeshauser, Wala und ihre Kollegen sind erschöpft und verschwitzt. Die Übung war anstrengend, die Hitze tat ihr Übriges. Trotzdem haben Urbaneck und Heyse kein Mitleid. Ein Szenario haben sie noch parat. Diesmal ein Zimmerbrand in der zweiten Etage. Über eine Steckleiter sollen die Anwärter ins Haus kommen.

Heyse gibt zu, dass dieses Vorgehen in der Realität nur noch selten vorkommt. In der Regel gehe die Feuerwehr durchs Treppenhaus. Ein mobiler Rauchverschluss sorge dafür, dass der Rauch auch dann nicht ins Treppenhaus dringen kann. Die zweite Möglichkeit, die sonst zum Einsatz komme, sei die Drehleiter. Aber auch der Umgang mit der Steckleiter müsse im Ernstfall sitzen. Tatsächlich erreichen die Brandbekämpfer sicher den zweiten Stock und entdecken dort auch den „Brandherd“. Ein rot leuchtendes Blinklicht.

Wala und Trommeshauser sind am Ende des Vormittags erschöpft. „Vor der Zwischenprüfung wird das Tempo noch mal angezogen“, sagt Wala. Doch die beiden Brandmeister-Anwärter sind optimistisch: „Wir sind alle gut vorbereitet“, ist sich Michael Trommeshauser sicher. In den letzten Tagen und Woche habe die Gruppe intensiv an Schwächen gearbeitet, um diese auszumerzen.

Nach dem Überraschungseffekt reagieren Wala und Trommeshauser souverän, stülpen ihm eine Brandschutzhaube und einen Atemfilter über und führen ihn ins Freie. Auch im Keller sind die Kollegen Marlon Keiper und Dennis Otto derweil fündig geworden. Trotz des dichten Rauchs, den die Nebelmaschine produziert, haben die beiden den Vermissten gefunden. In der Waschküche liegt der Dummy. Sie schaffen das Opfer raus. Auch das die richtige Entscheidung, loben die Ausbilder. Denn: „Menschenrettung hat Vorrang.“

Überhaupt sind die Ausbilder mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. „Alles in allem ist es sehr gut gelaufen“, lobt Heyse. Auf die Zwischenprüfung am Mittwoch sei der Jahrgang gut vorbereitet. „Die sind auf einem guten Niveau“, so das Urteil der Ausbilder. Anfang der Woche stand noch eine kleine interne Arbeit an, auch dabei hätten alle gut abgeschnitten.