Bottrop. Kinder und Jugendliche verwandeln kahle Betonwände in ein Graffiti-Kunstwerk. Im Rahmen eines zweiwöchigen Streetwork-Projekts üben die Zehn- bis 14-Jährigen den eigenen kreativen Umgang mit Spraydosen.

Kinder und Jugendliche verwandeln kahle Betonwände in ein Graffiti-Kunstwerk. Im Rahmen eines zweiwöchigen Streetwork-Projekts üben die Zehn- bis 14-Jährigen den eigenen kreativen Umgang mit Spraydosen.

Ein eindeutiger Hingucker sind die knallbunten Betonplatten im Park Welheim, An der Kommende. Schrille Aufschriften in 3-D-Buchstaben, ein knuffiger Pandabär und allerlei wilde Muster lassen den ein oder anderen Spaziergänger jedenfalls neugierig innehalten.

Ehrenamtliche helfen mit

Seit Anfang August läuft das Graffiti-Projekt der Streetworker Thomas Baltes (30) und Florian Bendorf (28), die zusammen mit ehrenamtlichen Helfern und vier Praktikanten die Kinder bei ihrem kreativen Schaffen unterstützen.

Das Projekt ist Teil der Initiative „Kulturrucksack NRW“. Maja Philipps (10) wirkt schon beinahe wie ein Graffiti-Profi: Mit Leichtigkeit schwenkt sie die Spraydose über die quietschbunte Betonwand. „Maja“, steht dort in orangefarbenen Blockbuchstaben geschrieben. Jetzt feilt sie noch an einigen Kleinigkeiten. „Am Anfang fand ich das Sprayen noch ziemlich schwierig“ sagt Maja, die vorher noch nie eine Spraydose in der Hand hatte. Gemeinsam mit ihrer Freundin hat sie sich für das Graffiti-Projekt angemeldet und ist sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung.

Auch Isabella Rogala (11) ist mit Eifer bei der Sache. Die Aufschrift ihres Graffitis steht schon - „sky“. Jetzt will sie noch den Hintergrund weiß machen. „Am ersten Tag haben wir uns alle ein Motiv ausgesucht. Ein Bild, unseren Namen oder ein eigenes Muster. Die Skizze haben wir dann als Vorlage genommen“, erzählt sie. Besonders stolz ist Isabella auf ihre Schuhe, die sie (mit Erlaubnis der Eltern) eigenhändig besprüht hat. Ihre Stoffschuhe glänzen jetzt in einem weiß-silbrigen Ton, die Sohle ist bronzefarben: ein richtiges Unikat und ein schönes Erinnerungsstück für Isabella.

Sprayen als Lebensgefühl

Thomas Baltes, der schon seit fünf Jahren als Streetworker unterwegs ist, zieht ein positives Resümee. „Die Kinder sind ziemlich begeistert. Da gibt es dann schon mal Widerworte, wenn es um 16 Uhr nach Hause geht“. Er selbst ist ein Anhänger der Hip-Hop-Kultur, zu der auch die Graffiti-Kunst zählt.

„Graffiti-Sprayen ist Selbstausdruck, Kunst, Spaß, ein Lebensgefühl“, schwärmt Baltes. Er findet es schade, dass die Hip-Hop-Subkultur häufig missverstanden wird. „Viele denken dabei nur an Gangsta-Rap. Das ist ein hartnäckiges Vorurteil, da der Gangsta-Rap nur ein Genre der Rapmusik ist“, sagt er.