Bottrop. . Der Konzern äußert sich nicht zum Standort Bottrop. Stattdessen sprechen viele Experten über mögliche Filialschließungen. Die berufen sich meist auf Indizien aus der Vergangenheit, kritisiert die Betriebsrätin vor Ort.
Das Thema Karstadt ist aktuell aus den ganz großen Schlagzeilen heraus, doch wie es wirklich bei dem Warenhauskonzern weiter geht, weiß noch niemand – auch nicht die eigenen Mitarbeiter. „Die Äußerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden haben uns mehr geschadet als alles andere,“ ärgert sich die Bottroper Betriebsrätin Irmgard Heßling-Schmeer. Mitte Juli hatte Wolfgang Fanderl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt, das Unternehmen mache sich „seit einiger Zeit berechtigte Sorgen um die Profitabilität von mehr als 20 Häusern“.
Damit löste er eine Debatte um die Zukunft des Konzerns aus und es begann das Rätselraten, welche Filialen er wohl gemeint haben könnte. Auch in Bottrop geht seither die Sorge um, wie es weiter geht. Offiziell hat sich Karstadt nicht geäußert, Fragen beantwortete das Essener Unternehmen nicht. Eine Aufsichtsratssitzung wurde auf Mitte August verschoben.
Stattdessen haben sich verschiedene Handelsexperten dazu geäußert, welche Filialen ihrer Meinung nach auf der Kippe stehen. Immer wieder nannten sie in dem Zusammenhang auch den Karstadt-Standort Bottrop. So berief sich unter anderem der Focus auf Gerd Hessert, Lehrbeauftragter für Handelsmanagement an der Uni Leipzig und selbst ehemaliger Karstadt-Manager. Hessert sieht Karstadt in Bottrop als akut gefährdet an. Andere Experten wie Jörg Funder vom Studiengang Handelsmanagement der FH Worms halten alle Standorte in Städten mit weniger als 200 000 Einwohnern für gefährdet.
Drei Schließungslisten
Immobilie gehört dem Highstreet-Konsortium
Noch unter dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff hat Karstadt seine Immobilien verkauft. Das Bottroper Haus ist im Besitz von Highstreet – einem Joint-Venture verschiedener Banken und Versicherungen, zu dem über verschiedenen Töchter unter anderem auch die Deutsche Bank oder Generali gehört.
Diesem Konsortium gehören insgesamt 35 Karstadt-Häuser. „Und es gibt hier einen langfristigen Mietvertrag“ sagt Irmgard Heßling-Schmeer. Bei möglichen Verhandlungen über Karstadts Zukunft, so vermutet die Immobilienzeitung, könnten auch die Vermieter eine Schlüsselrolle übernehmen. Und Highstreet mit seinen 35 Häusern ist die größte Vermieterin.
Die Bottroper Betriebsrätin verweist zudem auf den Wandel in der Innenstadt. „Wir sehen ja, dass es vorwärts geht.“ Das Umfeld entwickle sich positiv, verweist sie auf die Investitionen von Helmke, Verfürth und Stadtmann und hofft auf eine Hansa-Center-Lösung.
Diese Analysen aus der Ferne ärgern Irmgard Heßling-Schmeer. „Wir haben in der letzten Zeit ein ordentliches Umsatzplus in Bottrop zu verzeichnen.“ Sie sieht die örtliche Niederlassung auf einem guten Weg. „Wir haben die Kundenwünsche aufgenommen und sind weiterhin interessiert am Feedback, um uns weiter zu verbessern.“ Die Einschätzungen der Experten basierten zu großen Teilen auf der Vergangenheit. Tatsächlich sind es die Indizien aus vorangegangenen Sparrunden, welche die Sorge in der Stadt auslösen. Als Karstadt seine kleinen Filialen aufgab – etwa in Gladbeck – stand auch Bottrop auf der Kippe. Seither gilt das Haus an der Hansa-straße als eines der kleinen im Konzern. Auch die schwache Kaufkraft in der Stadt lässt sich nicht einfach wegdiskutieren, obwohl es IHK-Statistiken gibt, die aussagen, dass auch viele Kunden aus den Nachbarstädten Geld in Bottrop ausgeben. Zuletzt hat auch die Immobilienzeitung eine „rote Liste“ der Karstadt-Häuser aufgestellt. Darauf taucht Bottrop auf, doch auch diese Liste stützt sich auf die Erkenntnisse aus der Vergangenheit. Die Liste der Immobilienzeitung umfasst elf Häuser, „von denen sich Karstadt mit großer Wahrscheinlichkeit trennen will“, heißt es. Die elf Warenhäuser seien die Schnittmenge aus drei Schließungslisten, die seit längerem kursierten: eine hausinterne Liste aus dem Jahr 2007, eine Liste, hervorgegangen aus einer Analyse von Hessert in 2012 und eine Liste eines ehemaligen Karstadtmanagers.
Für Irmgard Heßling-Schmeer sind es „Ferndiagnosen“, zum Teil aus Zeiten, an denen in Bottrop nicht investiert worden sei. Das habe sich aber geändert. Die Situation sei für die Mitarbeiter schwierig, aber man erlebe sie nicht zu ersten Mal.