Bottrop. . Lange vorbei ist die Zeit, in der Laternenanzünder die Gaslampen in den Straßen anzündeten, um nachts die Stadt zu erhellen. Nun verschwinden auch die pilzförmigen Straßenleuchten, wie sie heutzutage in den meisten Städten zu finden sind. Stattdessen kommen moderne LED-Leuchten zum Einsatz, um Energiekosten und CO² einzusparen.

Die Stadt möchte die Straßenbeleuchtung auf den neuesten Stand bringen. Doch nicht selten gibt es etwas an den modernen LED-Lampen auszusetzen: unangenehmes Licht, keine flächendeckende Beleuchtung, zu futuristisches Design. Thorsten Radau, Sachbearbeiter für Beleuchtung und Energieverteilungsanlagen, versucht zu beruhigen: „Die klassische Pilzform wird nicht verschwinden, sondern ihre Zukunft in der LED-Technik finden.“ Oft werde nur das Innenleben umgerüstet und die neuen Leuchtmittel versteckt, um sie dem Stadtbild anzupassen. „Es geht auch um Gestaltung“, sagt Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs für Stadterneuerung und Tiefbau. Außerdem lässt sich mit der LED-Technik die Leuchtleistung reduzieren, ohne Lichtqualität einzubüßen. Um eine komplette Ausleuchtung von Straßen, Wegen oder auch Parkplätzen garantieren zu können, verbaut die Stadt nur noch Leuchten, an denen sich der Neigungswinkel anpassen lässt.

In den Achtziger- und Neunziger-Jahren wurde kaum in die Erhaltung der Technik von Straßenbeleuchtung und Energieverteilungsanlagen investiert - mittlerweile sind jedoch Sanierungsprogramme angelaufen. „Um die Sicherheit im Bereich von Schulbushaltestellen zu verbessern, werden dort LED-Solarleuchten installiert,“ erklärt Thorsten Radau. Diese Lampen brennen nur zu bestimmten Zeiten. „Dort gibt es Licht, wenn die Kinder morgens zur Schule müssen und zusätzlich in den Abendstunden, falls sie mal länger beim Sport sind“, erläutert er. Durch einen eingebauten Akku, mit einer fünf Wochen anhaltenden Energiereserve, kann die Beleuchtung auch bei schlechtem Wetter garantiert werden.

Alte Leuchten zuerst

Im Jahr 2009 installierte die Stadt die ersten LED-Leuchten. Mittlerweile sind aber sogar Lampen, die erst vor zwei Jahren erneuert wurden, schon wieder überholt. Zuerst werden aber dennoch die noch älteren mit Ersatzleuchtmitteln ausgestattet. Thorsten Radau erklärt es so: „Wenn ich mir im Sommer ein Handy kaufe, gibt es bis zum Ende des Jahres ein besseres. Deswegen schmeiße ich meins aber nicht weg.“

Von den insgesamt 12 000 Leuchten im Netz wurden bisher 7500 saniert oder erneuert. 500 von ihnen sind LED-Leuchten, bis Ende des Jahres wird diese Zahl verdoppelt. Bis zum Jahr 2020 sollen sogar 3000 LED-Leuchten für Licht in den Straßen sorgen. „Wenn ich in 22 Jahren in Rente gehe, ist ganz Bottrop mit LED-Leuchten ausgestattet“, sagt Thorsten Radau.

System steuert Straßenbeleuchtung

Eine Teststrecke in der Josef-Albers-Straße wird bereits komplett von LED-Lampen beleuchtet. Sie ersetzen 34 alte Straßenlaternen. Seit Mai ist die neue Anlage an ein Telemanagementsystem angeschlossen, mit dem sich die Beleuchtung an die Anforderungen der Straße anpassen lässt.

Zu verschiedenen Zeiten wird die Lichtstärke hoch oder herunter gefahren, je nach Bedarf und Verkehrsaufkommen. Außerdem verbrauchen die neuen Leuchten im Vergleich zur alten Anlage rund 65 Prozent weniger. So kann eine Menge Energie eingespart werden.

Dunkler geworden ist es in der Straße deswegen aber nicht. Im Gegenteil: Die Beleuchtungsleistung wurde sogar um 37 Prozent erhöht. Bald ist es sogar möglich, dass Lampen heller leuchten, sobald sich beispielsweise ein Krankenwagen dem Marienhospital nähert, oder ein Fußgänger in der Straße unterwegs ist.

Innovation City ermöglicht Teststrecke

Die neuen Lampen stellt der Hersteller kostenlos für den Langzeittest zur Verfügung. „Ich will erst wissen, wofür wir unser Geld ausgeben“, sagt Thorsten Radau. Auch für die Hersteller habe das durchaus Vorteile: „So haben sie Referenzen.“

Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs für Stadterneuerung und Tiefbau, steht hinter der Erneuerung: „Das Modellprojekt Innovation City ermöglicht es uns, viele Sachen auszuprobieren.“