Bottrop.

„Es werden kaum noch große Familiengräber gewünscht, sondern pflegeleichte Grabstätten“, weiß Norbert Thelen, zuständig für die Friedhofsunterhaltung. Traditionelle Familien- oder Reihengrabstätten mit Pflanzbeet müssen von den Angehörigen relativ aufwendig gepflegt werden. Da die Bürger aber älter werden als noch vor einigen Jahrzehnten, sind Ehepartner oder Angehörige der Verstorbenen oft nicht mehr in der Lage, sich 25 Jahre lang um eine Grabstätte zu kümmern. Darauf hat die Stadt bereits frühzeitig reagiert, bietet mittlerweile 17 Grabarten an.

Eine pflegeleichte Alternative sind Wiesengräber mit Gemeinschaftsgrabmal. Die Reihengrabstätten für Urnen oder Särge sind vollständig mit einer Rasenfläche bedeckt, die Pflege wird von der Stadt übernommen. Auf dem Gemeinschaftsgrabmal kann auf Wunsch der Name der Verstorbenen eingraviert werden. Für Individuelle Gestaltungswünsche wie Grablampen, Skulpturen oder Blumenvasen ist kein Platz, nur maßvoll ausgewählter Blumenschmuck ist erlaubt. Hier geht das Gemeinschaftsinteresse vor.

Wiesenpflegegrabstätten hingegen lassen sich freier gestalten. Hierbei wird ein individuelles Grabmal aufgestellt, das von einer Gemeinschaftsrasenfläche umgeben ist. Außerdem wird eine Ablagefläche in die Wiese eingelassen, so dass Angehörige kleine Vasen, Gestecke oder Grablampen aufstellen können. Auch hier übernimmt die Stadt die Pflege des Rasens. „Diese Grabform ist der Renner“, erklärt Theo Köller, Sachbearbeiter des Bestattungswesens. Allerdings verlangt die Begehbarkeit der Felder auch eine gewisse Toleranz und Rücksichtnahme.

Eine weitere beliebte Grabart sind Urnenkammern. In einer großen Säule werden bis zu vier Urnen untergebracht, an den einzelnen Kammern ist Platz für individuelle Namensplatten. Grabkerzen und etwas Blumenschmuck abzulegen, ist kein Problem.

Gerade die Urnenbeisetzung hat sich in den vergangenen 20 Jahren immer mehr durchgesetzt. Vor zehn Jahren gab es gerade mal 116, im vergangenen Jahr waren es fast 600. Das sind mehr als 40 Prozent der Bestattungen. Kaum genutzt wird hingegen das Aschestreufeld. Hier gibt es gar keine Möglichkeit zur individuellen Gestaltung. Außerdem darf nur verstreut werden, wenn ein Verstorbener diesen Wunsch zu Lebzeiten schriftlich geäußert hat.

Viele Friedhöfe sind auch als öffentliche Grünflächenanlagen angelegt – Im Gegensatz zu kirchlichen Friedhöfen, auf denen in der Regel mindestens 70 Prozent der Fläche für Grabstätten genutzt werden. „Bürger nutzen die Anlagen auch für Spaziergänge. In manchen Bereichen ist es sogar die einzige Möglichkeit“, sagt Norbert Thelen. Leiter der Friedhofsabteilung im Fachbereich Umwelt, Wolfgang Scholz, schließt sich an: „Die Friedhöfe beheimaten viele Tiere. Natur- und ­Artenschutz ist auch ein Thema.“

Insgesamt betreibt die Stadt acht Friedhöfe, drei davon in Kirchhellen. Für die Fläche von 68 Hektar mit rund 41 800 Grabstellen sind 44 Mitarbeiter zuständig. Die kümmern sich sowohl um Pflege und Instandhaltung als auch um jährlich rund 1400 Bestattungen.

Nicht immer lassen Angehörige ihre Verstorbenen auch in der Heimatstadt beerdigen, teilweise werden 30 bis 70 Prozent in „fremden“ Kommunen beigesetzt. In Bottrop hingegen entsprachen die Zahlen in den vergangenen Jahren immer fast zu 100 Prozent der Anzahl der hier registrierten Sterbefälle. „Zum Teil mag das an der Heimatverbundenheit der Bürger liegen. Außerdem sind wir im Vergleich zu anderen Städten auch günstiger“, sagt Wolfgang Scholz.

Stadt benötigt weniger Friedhofsflächen

Gut 17 Hektar der Friedhofsfläche werden wegen der zunehmenden Anzahl von Urnenbestattungen nicht mehr benötigt. Davon sind aber nur 1,4 Hektar anderweitig nutzbar. Am Westfriedhof beispielsweise wurde eine solche Fläche bereits ausgegliedert, um Photovoltaikanlagen aufzustellen. Auf den unbelegten Flächen am Friedhof in der Schulstraße sollen Wohnungen und Gewerbeanlagen entstehen.

Die restlichen dieser Flächen waren in der Vergangenheit mit Gräbern belegt. Deshalb müssen sie langfristig zurückgebaut werden. Beisetzungen werden künftig auf die Kernbereiche der Friedhöfe konzentriert.

Auch auf den Friedhöfen hat Sturm „Ela“ seine Spuren hinterlassen. Rund 150 Bäume fielen um oder wurden stark beschädigt. Für Bürger gibt es aber kaum noch Einschränkungen, die Instandsetzungen sollen bald abgeschlossen sein.