Bottrop. . 16 WAZ-Leser dürfen sich in den Brabus-Werken umsehen. Ein Blick auf Werkstätten, Ausstellungshallen und Motorenprüfstände offenbart die Vielfalt der Firma. Denn längst ist das Unternehmen mit seinen 350 Arbeitsplätzen viel größer, als es von der Straße den Anschein hat.

Fast ehrfürchtig schreiten die WAZ-Leser durch den Ausstellungsraum. Autos, die teilweise mehr kosten als eine Eigentumswohnung, können manchmal fast einschüchternde Wirkung haben. Doch Brabus-Sprecher Sven Gramm bricht das Eis – mit einem Geständnis: „Das, was wir hier produzieren, ist nichts, was man wirklich braucht“, sagt er mit Verweis auf das neueste Kraftpaket aus dem Hauses des Automobiltuners. Ein 850-PS-Motor ist eben tatsächlich nichts, was man unbedingt braucht, aber manchmal wäre es halt vielleicht nett, so viel Kraft unter der Motorhaube zu haben.

16 WAZ-Leser hatten nun die Chance, einen Blick hinter die Kulissen des Automobilherstellers an der Kirchhellener Straße zu werfen. Und manch einer war überrascht von der Größe des Unternehmens und von dem, was in den Werkshallen entsteht. „So habe ich mir das nicht vorgestellt. Von der Straße sieht man ja nur einen kleinen Teil“, sagt Hans-Jürgen Broll. Und die Fahrzeuge, die hier produziert werden, seien auch zu 85 Prozent für den Export bestimmt, erklärt Gramm.

Wünsche werden wahr

Brabus, das steht auch für absoluten Luxus. Das wird besonders in der hauseigenen Sattlerei deutlich. Neugierig befühlen die WAZ-Leser die Lederarten. Auf der einen Seite das Mercedes-Serienleder, daneben das Brabus-Leder, das viel dicker ist, sich „wertiger“ anfühlt, so das einhellige Urteil. In der Regel, so Gramm, verarbeitet die Sattlerei Rinderleder, doch auch ausgefallene Kundenwünsche werden berücksichtigt. „Wir haben auch schon mal Alligator- oder Straußenleder verarbeitet.“ Doch das sei die Ausnahme.

In der Klassik-Abteilung steht der originalgetreue Aufbau der Mercedes-Oldtimer im Vordergrund. Seit vier Jahren habe man diesen Bereich sukzessive ausgebaut, erzählt Gramm den staunenden Gästen. Verbanden die meisten von ihnen Brabus bisher doch vor allem mit Tuning. Doch in den mittlerweile vier Werkshallen – die fünfte ist im Bau – spielt sich viel mehr ab. Dass Brabus auch „klein“ kann, erleben die Besucher im Smart-Bereich. Fast 10 000 Smart-Brabus werden pro Jahr produziert. Dadurch, dass es sich um ein Joint-Venture mit Daimler handelt, laufen die meisten direkt dort vom Band, individuelle Kleinserien werden in Bottrop produziert.

Auch wenn Brabus weltweit vertreten ist, es gibt Teile, die werden nur in Bottrop produziert. Das gilt beispielsweise für jeden Motor. In Handarbeit wird er im Bottroper Werk gefertigt. „Für jeden Motor ist ein Mechaniker verantwortlich“, erklärt Gramm den WAZ-Lesern. Die staunen über die präzise Ingenieursarbeit, die hier in der Halle geleistet wird. Das Staunen setzt sich am Motorenprüfstand fort. Drei solcher computergesteuerten Prüfstände – Kostenpunkt je über eine Million Euro – gibt es hier in Bottrop. Hier werden die neu entwickelten Motoren auf Herz und Nieren getestet, bevor die Prototypen in die Autos eingebaut werden und dann auf den Rollenprüfständen des Unternehmens weiteren Tests unterzogen werden.

Denn bei aller Leistungssteigerung, das macht Gramm mehrmals klar, sei immer auch der Aspekt Sicherheit zu beachten. Deshalb werden etwa immer auch die Bremsen der Leistung angepasst. Doch selbst im Lager, vor den Reifenstapeln, ist Sicherheit ein Thema. Denn oftmals, so Gramm, setzten auch die Reifen Grenzen. Etwa bei dem 850-PS-Motor, der Geschwindigkeiten von weit über 300 Stundenkilometern ermöglichen würde. Doch es gebe eben keine Reifen, die dieses Tempo aushalten würden. Also ist bei etwas über 300 km/h Schluss, da sei der Motor elektronisch abgeriegelt, erfahren die interessierten WAZ-Leser während ihres Rundgangs.