Grafenwald. Das Flüsschen plätschert von Bottrop bis Voerde. Die Mündung ist unspektakulär. Sehenswert ist der 20 Kilometer lange Fluss dennoch - für jene, die mit dem Rad entlang fahren.

Das konnte damals natürlich noch niemand ahnen, dass der Rotbach einmal so enden wird: unter zehn hässlichen Betonröhren, über die eine mit roten Backsteinen gepflasterte Fußgängerbrücke führt. Nein, so ein kühles Ende hat der „de roje Beek“, wie der Bach im alten Volksmund heißt, nicht verdient. Wer weiß, vielleicht sieht seine Mündung in den Rhein eines schönen Tages anders aus – so wie mittlerweile an einigen anderen Stellen des etwas mehr als 20 Kilometer langen Flüsschens, das nicht mehr nur schnurgerade durch das alte Dinslakener Land fließt, sondern sich hier und da wieder durch die Gegend schlängelt.

Vor vielen Jahrzehnten, als Heimatforscher Fritz Overländer den Rotbach beschrieb, war die Welt auch nicht überall schön. Doch der Grafenwald in der Kirchheller Heide bei Bottrop muss wohl ein lauschiges Plätzchen gewesen sein. Hier an der uralten Kornmühle fiel der junge Rotbach rauschend mehrere Meter tief hinab in den Grund und eilte murmelnd auf den nahen Hiesfelder Wald zu, in dem er in jugendlichem Übermut derart krumme Sprünge machte, dass die Naturfreunde von nah und fern ihre helle Freude daran hatten – schwärmte der heimatbegeisterte Autor in einem längst verblichenem Artikel.

Wasserschlösschen

Ganz so idyllisch geht es heutzutage an der Grafenmühle nicht mehr zu. Das Freizeitzentrum mit Bogenschießstand, Minigolf und Ponyreiten ist bei Bikern beliebt und für frische Forellen bekannt.

Hier beginnt seit einem Jahr auch der neue Rotbach-Weg, eine 19,8 Kilometer lange Radstrecke mit 52 grün-weißen Wegweisern, die streng dem Bachverlauf folgen – bis kurz hinter Haus Wohnung in Voerde, jenem Wasserschlösschen aus dem 14. Jahrhundert, dessen Mühle sich immer noch dreht.

Unter dem Beton der Frankfurter Straße hindurch biegt der Rotbach links ab, kurvt nochmals nach rechts und plätschert durch die letzten Bäume des Wohnungswaldes – um sich dann schließlich kurz hinter Stromkilometer 798 im Rhein zu ergießen.

Bitte das Ende des Rotbaches nicht mit der Mündung des Lohberger Entwässerungsgrabens verwechseln. Der Kanal fließt ebenfalls quer durch Dinslaken bis in den Voerder Stadtteil Möllen, auf seinen letzten Metern parallel zum Rotbach, bevor auch er auf den Rhein trifft.

Weder magisch noch mystisch

Wer es mit dem Fahrrad bis hier geschafft hat, sollte nicht zu schnell um die Kurve des Schotterweges fahren, über die etwas mehr als 20 backsteinernen Treppenstufen ist schon viel Gras gewachsen. Wer also die Treppen zur Rotbachmündung nicht übersieht, steht alsbald auf einer Brücke und blickt auf eine Szenerie, die weder magisch noch mystisch scheint – die aber dennoch ein beliebtes Ausflugsziel ist, wie an den vielen Feuerstellen am Rheinufer – und leider auch am Müll – zu erkennen ist.

Hinter den Bäumen und Büschen tuckert gerade ein dickes Schubschiff stromaufwärts und drückt dabei das Wasser des Rheins ein paar Meter weit in den Rotbach hinein.

Schuhe aus und einmal im Rotbach stehen. Seinen Namen soll er wegen rostfarbener Ablagerungen im Wasser erhalten haben. Tatsächlich quillt sofort roter Sand zwischen den Zehen hervor. Ein kühles Ende, das an diesem heißblauen Vormittag einfach nur gut tut.