Bottrop. Hochschulproduktionen - zum Beispiel auch an ungewöhnlichen Spielorten - könnten das städtische Theaterprogramm attraktiv ergänzen. Kulturamtsleiter Dieter Wollek kann sich für die Spielzeit 2015/16 eine Schnupperreihe mit Insznierungen der Folkwang-Universität der Künste vorstellen.

Gute Inszenierungen, oft genug von renommierten Regisseuren, junge unverbrauchte Gesichter und vor allem: professioneller Standard. Das zeichnet die weit überwiegende Zahl der Theaterproduktionen der renommierten Folkwang-Universität der Künste aus. Das Spektrum reicht dabei von klassischem Schauspiel über Tanz, Musical bis zu Physical Theatre (früher: Pantomime) und zur großen Oper mit dem Hochschulorchester.

Mittlerweile gibt es einige Kooperationen zwischen der Essener Hochschule und Kulturinstitutionen der Region - wie dem Schauspielhaus Bochum oder dem Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen – und darüber hinaus. Eine Kooperation, bei der ein städtischer Anbieter – wie in diesem Falle das Bottroper Kulturamt – als Partner aufträte und einige der jährlich neu produzierten Stücke in sein Kulturprogramm integrieren würde, gibt es bislang in institutionalisierter Form nicht. Das weiß auch Kulturamtsleiter Dieter Wollek.

„Zwar haben wir hin und wieder Folkwang-Stücke in der Stadt gezeigt, zum Beispiel eine Aufführung der Folkwang-Partnerhochschule in Ramallah oder im vergangenen Jahr die pfiffige Moby Dick-Variante im Bernepark, aber wir könnten sicher stärker auf das Potenzial zurückgreifen, dass immerhin in unmittelbarer Nachbarschaft liegt“, sagt der Leiter des Kulturamtes.

Auch die städtische Theaterreihe besteht ja nicht aus Eigenproduktionen, sondern ist eine jährlich neu zusammengestellte Auswahl an Stücken öffentlicher und privater Anbieter. Dabei spielt das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel sicher im Kinder- und Jugendbereich oder bei der Musikproduktion auf der Halde eine wichtige Rolle. Andere Stücke kommen von privaten Tourneetheatern.

Für Dieter Wollek, der bereits mit Folkwang-Professor und Regisseur Johannes Klaus anlässlich des kommenden Folkwang-Gastspiels „14/18 - die Welt in Brand“ am 31. Oktober einen intensiveren Gesprächsfaden knüpfte, würde eine Kooperation mit der Folkwang-Uni nicht nur eine größere Vielfalt des Angebots bedeuten. So könnte beispielsweise der unterrepräsentierte Bereich Tanz eine größere Rolle spielen, aber auch zeitgemäße Musical-Inszenierungen oder aktuelles Schauspiel würden sich gut im städtischen Portfolio machen.

Konkret denkt Wollek an eine Schnupper-Reihe mit zunächst drei Folkwang-Aufführungen in der Saison 2015/16. „Dabei könnten wir durchaus ungewöhnliche Spielorte wie den Malakoffturm oder die Kulturkirche Heilig Kreuz einbeziehen“, überlegt der langjährige Kulturplaner der Stadt. Wenn die Reihe erfolgreich einschlüge, stünde einer Aufnahme von Folkwang-Produktionen in die etablierten Theaterreihen A oder B sicher nichts im Wege.

Noch kann und will Wollek aus dem bisherigen Kultur-Budget für die neuen Pläne nichts herausschneiden. „Wir müssen über Drittmittel oder alternative Finanzierungen nachdenken“, so der Kulturamtsleiter. Er setzt dabei auf die Kreativität, aber auch die kulturelle Neugier der Bottroper. Geht der Plan auf, wäre die Stadt jedenfalls kreativer Vorreiter in der Riege der theaterlosen Städte der Region.