Im Rahmen der gemeinsamen Ferienaktion von WAZ und Vestische „Mit dem Bus auf Tour“ begaben sich gestern 18 Leser auf Tour mit einem Sonderbus. Der Weg ist auch diesmal das Ziel - auf den Spuren der Buslinie 266 vom ZOB bis zur ehemaligen Zeche Arenberg- Fortsetzung.

Busfahren gehört für viele Menschen im Stadtgebiet zum Alltag, doch beim Blick durch die Busfenster bleibt all das Wissenswerte am Wegesrand doch meist im Unbekannten. Im Rahmen der Ferienaktion „Mit dem Bus auf Tour“ begaben sich gestern 18 Leser auf Tour mit einem Sonderbus der Vestischen. Der Weg ist an diesem Tag auch diesmal das Ziel - auf den Spuren der Buslinie 266 vom ZOB bis zur ehemaligen Zeche Arenberg- Fortsetzung.

Am ZOB am Berliner Platz geht es los - mit Stadtführer Holger Kröcher, Norbert Konegen von der Vestischen und natürlich Eugen Kehl, seit sechs Jahren Busfahrer bei der Vestischen. Inmitten des Trubels rund um an- und abfahrende Busse erfahren die Leserinnen und Leser sogleich viel Wissenswertes zur Geschichte Bottrops, einer relativ jungen Stadt. So beispielsweise, dass hier um 1850 nur rund 3000 Einwohner lebten, 1900 aber bereits 30 000. „Bottrop war lange Zeit sehr zersiedelt“, erläutert Holger Kröcher. „Heute ist man im Nu mit dem Bus vom Zentrum aus in Welheim, früher war das aber eine Tagesreise. Und die Bergwerke lagen alle außerhalb der Stadt.“

Obwohl Bottrop einst so rasant wuchs, waren die Bemühungen die Stadtrechte zu bekommen, jedoch lange Zeit vergeblich. Erst nach dem 1. Weltkrieg, am 21. Juli 1919, war es soweit. „Bottrop erhielt die Stadtrechte mit einer eigenartigen urkunde“, so Kröcher. „Ein königlich-preußisches Telegramm war das einzige Schriftstück, das diese Stadtrechte belegte. Bis NRW-Ministerpräsident Johannes Rau 60 Jahre später eine richtige Urkunde mitbrachte.“

Dann schweifen die Blicke zum Alten Markt. „Die Jugendstilhäuser zeugen vom Flair der alten Zeit“, so Kröcher und erklärt, dass die kreisförmig angeordneten Lampen, den einstigen Marktplatz andeuten, die bunten Blumenampeln der Egon-Bremer-Stiftung zu verdanken sind und hier die erste elektrische Ampel - die so genannte Heuer-Ampel - hier ihre katastrophalen Ursprung hatte.

Der ZOB selbst zählt zu den grünsten Busbahnhöfen stellt mit dem Baum, der durchs Dach wächst eine Besonderheit im Ruhrgebiet dar. „20000 Menschen steigen hier täglich ein und aus, 2000 Busse fahren hier täglich an und ab“, berichtet Norbert Konegen. Insgesamt seien jährlich rund neun Millionen Fahrgäste mit der Vestischen im Stadtgebiet auf 24 Linien unterwegs, 3,4 Millionen Kilometer kommen da im Stadtgebiet zusammen.

Vorbei an den beiden Realschulen Marie-Curie - mit Blick auf die bunt bemalten Nanas der Schüler - und Gustav-Heinemann, geht’s durch Batenbrock. „Die Bergarbeiterhäuser hier sind in den 20er Jahren entstanden und größer als die früher entstandenen. Sie sind teilweise in Privatbesitz, teilweise stehen sie noch zum Verkauf“, so Kröcher.

Der geplante Abstecher zum Tetraeder muss dann leider ausfallen, denn der Wasserstoffbus ist defekt. Stadtführer Kröcher reagiert schnell und weiß bei einem schnell eingebauten Abstecher in die Gartenstadt Welheim, viel Wissenswertes zu berichten.

Zeche Arenberg-Fortsetzung lag lange Zeit im Donröschenschlaf

Auch wenn die Leser den Tetraeder heute nicht erklimmen können, so erfahren sie dass dieses filigrane Gebilde - Symbol für die Zukunft - eine Kantenlänge von 60 Metern und eine Höhe von 50 Metern hat, 210 Tonnen wiegt und 1995 im Rahmen der IBA eröffnet wurde. „Es gab Probleme beim Bau“, erzählt Kröcher. „Denn die Halde brennt. So musste man Nassbohren. Und es war eine grandiose und logistische Meisterleistung, das Wasser dafür auf die Halde zu pumpen.“

Bei der Fahrt durch Welheim hat der Stadtführer einen Tipp parat: „Besuchen Sie unweit der Franziskus-Kirche mal das Denkmal. Es erinnert an das Grubenunglück 1922, als die Bergleute in Panik flüchteten und zwei von ihnen vergaßen, ihre Marke zurückzuhängen. Die Grubenwacht brach auf, um sie zu suchen und kam ums Leben.“

Zum Abschluss der Tour geht’s dann noch in die ehemalige Zeche Arenberg-Fortsetzung. „Sie war einst die modernste Zeche Europas“, so Kröcher. „Dann fiel sie für fast 50 Jahre in einen Dornröschenschlaf; Müllkippe, Schrottplatz und Ratten gaben sich hier ein Stelldichein.“ Umso beeindruckter sind die Leser, als sie nach diesen Ausführungen die ehemalige Lohnhalle - in Jugendstil und Art Deco originalgetreu restauriert - betreten. Die Wenigsten waren schon mal hier. Und der Stadtführer erläutert den Hintergrund der niedrig angebrachten Schalter in der Fensterfront ringsum. „Nach 56 bis 60 Stunden Arbeit in der Woche konnten sich die Bergleute hier in devoter, gebückter Haltung ihren Lohn abholen.“