Bottrop. WAZ-Leser bezweifeln den Mehrwert des Beschleunigungsstreifen zur A 2. Wenn sich der Verkehr vor dem Zubringer zur A 31 über eine etwas längere Strecke staut, bleibt auch der Weg zur A 2 dicht. Dabei kostete die Extra-Spur die Steuerzahler 700 000 Euro.

Links einordnen - so steht es schwarz auf weiß unter dem blauen Hinweis auf die Autobahn A 2 in Richtung Hannover und Dortmund auf dem großen Verkehrsschild, das an der Kirchhellener Straße in der Auffahrt zu den zwei Autobahnen A 2 und A 31 steht. Autofahrer brauchen alle ihre Aufmerksamkeit. Sollen sie etwa möglichst früh beide Fahrspuren kreuzen - obwohl aus Richtung Oberhausen die Autos heranrauschen?

700 000 Euro Kosten

Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein Westfalen, kurz Straßen.NRW, hatte ja nach einiger Bauzeit die sogenannte „Trennstreifeneröffnung“ für den Verkehr freigegeben. Unter dem Wort-Ungetüm verstehen die Fachleute hier eine neue dritte Fahrspur, über die Autofahrer getrennt durch eine Mauer von den beiden Fahrspuren zur A 31 „direkt auf die A 2 auffahren“ können. Rund 700 000 Euro, so gaben die Landesstraßenbauer Auskunft, koste das Bauprojekt, mit dem die Leistungsfähigkeit am Autobahndreieck Bottrop verbessert sein soll.

Für Steuerzahler zu viel Geld

Was soll das nur? Das fragt sich so mancher Autofahrer vollkommen zu Recht. Das Hinweisschild auf der Auffahrt zur Autobahn ist zwar kaum zu übersehen, doch die meisten Autofahrer dürften den Hinweis darauf eher achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Links eingeordnet haben sich zumindest Ortskundige seit eh und je, wenn sie auf die A 2 wollen.

Kommt die neue Beschleunigungsspur dann in den Blick und die irritierende Mauer, die sie von den beiden Fahrspuren zur A 31 trennt, geht man besser vom Gas; sei es aus Vorsicht oder sei es, um sich neu zu orientieren. Das allein erhöht schon das Unfallrisiko. Und wenn sich der Verkehr vor dem Engpass zur A 31 über eine nur wenig längere Strecke staut, ist die neue Spur zur A 2 zu allem Überfluss nicht einmal mehr ohne Wartezeit zu erreichen.

Der Knackpunkt im Autobahndreieck Bottrop ist, zügig auf die A 31 zu kommen. Beseitigen die Verkehrsplaner diese Engstelle, hätten auch Fahrer, die auf die A 2 wollen, kein Problem.

700 000 Euro hat die neue Fahrspur zur A 2 gekostet, die den Autofahrern so wenig nutzt. Keine nennenswerte Summe im Autobahnbau,doch für Steuerzahler ist das viel Geld. Norbert Jänecke

Doch Autofahrer haben so ihre Zweifel, ob dies auch tatsächlich so gelang. „Ich frage mich, was das jetzt gebracht hat, eine Beschleunigungsspur für die A 2 in Richtung Hannover und Dortmund zu bauen“, meint zum Beispiel WAZ-Leser Kurt Schuchardt. Autofahrer hätten jetzt zwar quasi freie Fahrt, um auf einer dritten Spur auf die A 2 auffahren zu können, ohne dabei den Verkehr in Richtung A 31 sonderlich zu stören. „Doch zügig auf die A 2 auffahren zu können - das ist ja hier gar nicht der Knackpunkt“, betont der Autofahrer.

Denn zur A 31 in Richtung Emden müssen die Autofahrer weiterhin durch ein Nadelöhr. Zwar führen die Autos zunächst zwei Fahrspuren rechts ab auf den sogenannten Ostfriesenspieß, doch bleibt ihnen in der scharfen Kurve nur eine Spur, die sich erst später wieder auf zwei Bahnen erweitert. „Da ist doch die Engstelle“, sagt Autofahrer Kurt Schuchardt (71) daher auch.

Vor allem schwere Lastwagen könnten und sollten ja auch durch die enge Kurve nur mit einem geringen Tempo in Richtung A 31 fahren. Obwohl dort ja ohnehin schon Tempo 40 vorgegeben sei, fahren Lkw noch langsamer hindurch. „Dadurch entstehen doch da die Staus“, erklärt der Kirchhellener. „Man braucht dort eigentlich durchgehend eine zweite Fahrspur, auf der die Pkw an den Lkw vorbei kämen“, meint Schuchardt. Um diese zu bauen, gebe es nicht genug Platz. Erkannt haben das die Landesstraßenbauer ja auch längst. Auf lange Sicht soll die enge Kurve weg und eine zweispurige Rampe zur A 31 hin. Wozu dann aber die neue Fahrspur auf die A 2 nötig war?, fragt sich der WAZ-Leser. „Ich sehe den Mehrwert nicht“, sagt Schuchardt, „das Ganze bringt doch gar nichts“. Allenfalls sei vielleicht etwas mehr Stauraum gewonnen.