So bald eröffnet in Bottrop kein neues Museum mehr, dass dürfte klar sein. Aber wer heute die nach jahrelanger Schließung gänzlich umgebaute und innen neu gestaltete alte Bürgermeistervilla besucht und neben seinen Lieblingen von einst - vielleicht gehörten ja Rehlein oder Rabe dazu, die mit den übrigen heimischem Vögeln dort wieder vereint sind - den neuen Weg in die Erd- und Stadtgeschichte beschreitet, begreift: Nur so konnte er eigentlich aussehen, der Parcours durch die Bottroper Geschichte.

Der Weg der Kohle, der hier vor 300 Millionen Jahren mit den Karbonwäldern begann, die über 150 Jahre bis heute für „Kohle“ in der Tasche sorgen wird ebenso gezeigt, wie ganz andere Bodenschätze, die den Wohlstand der jungen Stadt mit alten Wurzeln begründeten. Formsand vom Donnerberg, der in die Welt exportiert wurde. Kies oder Lehm, der Ziegeleien wie für die von Bremer den Grundstoff lieferte: „Das waren Bottrops frühe Goldgruben“, sagt Ulrich Borsdorf.

Der Gründungsdirektor des Ruhr Museums zeichnet mit Ulrike Stottrop, der Geologin des Essener Museum-Flaggschiffs, aber auch dem Bottroper Museums-Team Heinz Liesbrock, Ulrike Growe, Andreas Sarazin und der Stadtarchivarin Heike Biskup verantwortlich für den neuen Ausstellungsweg, den man jetzt mit den ehrwürdigen Sammlungen beschritt.

Beim ersten Blick in die edel aber nicht protzig restaurierte und eingerichtete Villa erweisen sich die knapp 700 000 Euro die Stadt, Land, RAG- und NRW-Stiftung aber auch die Egon-Bremer-Stiftung und die Sparkasse in Umbau und Einrichtung investierten, als gut angelegt. Der Parcours erschließt sich in Exponaten, Bildern - zum Beispiel aktuellen Fotos der Bernd Becher-Schüler Chris Durham oder Bernhard Fuchs - quer durch die Erdzeitalter bis zur mittelalterlichen Geschichte und dem Werden der Stadt in der Industrialisierung. Zu sehen sind nur Funde aus Bottrop und Kirchhellen - die beide als naturgegebene Einheit präsentiert werden. Sieben Räume, ein Medienraum, der auch Menschen zeigt, die Stadtgeschichte mitschrieben, wie der Fußballer Günter Mikolaiczak oder Reginvidis von Hillen, die Mitte des 13. Jahrhunderts ein Zisterzienserinnen-Kloster im heutigen Grafenwald gründete. Türbalken alter Bauernhöfe, Relikte und Abbildungen ehemaliger Adelssitze zeigen in der hellen, auch räumlich neustrukturierten alten Villa Bottrops Geschichte wie in einem Brennglas.