Bottrop. . Schwarze-Heide-Verantwortliche wollen Bürger mobilisieren beim Entscheid mit „Nein“ zu stimmen. Bocholter Firma nutzt den Platz für ihre Geschäftsflüge. Auf mehr Luftverkehr dieser Art hofft auch André Hümpel. Der Geschäftsführer fürchtet die Insolvenz der Gesellschaft.
Rund 600 bis 700 Mitarbeiter der Euro Comfort Group fliegen pro Jahr von der Schwarzen Heide aus in die Welt. Das Bocholter Unternehmen ist spezialisiert auf den Bereich Kissen und Bettwaren und nutzt den Flugplatz, um schnell ihre Mitarbeiter zu den europaweit sieben Standorten schicken zu können. Entsprechend fällt das Plädoyer von Sabine Becker von der Euro Comfort Group aus.
Am Dienstag hatte die Flugplatzgesellschaft noch einmal eingeladen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen und die Bottroper zu mobilisieren, beim Bürgerentscheid am Sonntag mit „Nein“ zu stimmen. Unternehmen wie die Euro Comfort Group, die ihre Mitarbeiter quer durch Europa bringen müsse, will der Flugplatz ansprechen, für die will er attraktiv sein.
Beratung von erfahrenem Piloten
„Wir haben uns bei der Auswahl des Platzes von einem erfahrenen Piloten beraten lassen und haben uns für Schwarze Heide entschieden, weil das Setup hier so gut ist und weil der Platz zentral liegt.“ Eine Alternative sei Stadtlohn gewesen, die aber am Ende nicht mithalten konnte. Für ihr Unternehmen stehe der Zeitgewinn im Vordergrund, sagt Sabine Becker. Ein Beispiel: Zur französischen Niederlassung in Aurillac seien die Mitarbeiter zuvor rund zwei Tage unterwegs gewesen, mit Zwischenstopp in Paris. Seit man auf Schwarze Heide setze, seien es nur wenige Stunden.
Zur Erinnerung: Aktuell bezuschusst die Stadt die Gesellschaft mit 137 000 Euro, die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen den Zuschuss auf 25 000 Euro deckeln. Werde der Zuschuss wie vorgeschlagen gekürzt, bedeute es das Aus für die Gesellschaft, betonte Geschäftsführer André Hümpel. Und da die Betriebserlaubnis des Platzes an die Gesellschaft gebunden sei, erlösche sie bei einer Insolvenz. Hümpel argumentiert, dass der Flugplatz rund 66 000 Euro über Steuern und Pachten wieder an die Stadt zurück zahle. Das dürfe in der Auseinandersetzung nicht vergessen werden. Ähnlich argumentiert auch Flugzeugbauer Walter Extra. Der Sitz seines Unternehmens sei zwar Hünxe, doch zahle er pro Jahr rund 150 000 Euro an Lohnsteuer und Pacht an Bottrop.
Überhaupt sei die Entwicklung am Flugplatz im Moment positiv. Die Verlängerung der Landebahn wirke sich aus, diesen Prozess jetzt abrupt zu stoppen – davor warnt auch die IHK. Der Flugplatz sei ein Alleinstellungsmerkmal für die Region, meint IHK-Vizepräsidentin Birgit Wiesehahn-Haas. „Solche Landeplätze, die Unternehmen flexible und schnelle Flüge bieten können, sind für Firmen zunehmend wichtig bei der Standortauswahl“, ergänzt Joachim Brendel, Geschäftsführer des Bereichs Verkehr und Logistik IHK Nord Westfalen. „Vor allem in Hinblick auf die zunehmende Verschlechterung der Straßeninfrastruktur.“
Schaden für Firma und Flugplatz
Walter Extra macht keinen Hehl daraus, was er von dem Bürgerbegehren hält. In seinen Augen ist es ein „Parteienbegehren“. Parteien, die keine Mehrheit für ihre Position organisieren konnten, hätten das Instrument Bürgerbegehren für sich entdeckt, schimpft er und sagt, dass dieser Bürgerentscheid dem Standort und seinem Unternehmen bereits geschadet habe. So hätte er nach eigenen Angaben für Dornier Seawing ein Wasserflugzeug fertigen sollen, das Projekt unter dem Namen Seastar – Dornier selbst bezeichnet die Maschine als Amphibienflugzeug, da sie auch auf Land landen kann – habe er jedoch abgelehnt. In dem Zusammenhang spricht Extra von 150 Arbeitsplätzen für mindestens fünf Jahre. Grund der Ablehnung? „Fehlende Planungssicherheit am Standort“, so Extra, der nochmals auf die Bedeutung des Platzes für seine Firma hinweist. Sollten Testflügen zuvor erst schwierige Transporte zu einem Flugplatz vorangehen, dann sei das „ein gravierender Standortnachteil“.
Gleichzeitig stellte er klar, das ein privater Betrieb eines Flugplatzes nicht möglich sei. Vorschriften und Auflagen verursachten hohe Kosten so etwas sei nicht wirtschaftlich. Das sieht auch die IHK so, die im Flugplatz Infrastruktur und Standortvorteil sieht.
Für Baudezernent Norbert Höving hängt am Flugplatz zudem noch das Gewerbegebiet. Da gebe es endlich einen Bebauungsplan, der jedoch vom Betrieb das Platzes abhängig sei.