Mit Spontanpartys auf den Straßen haben die Fußballfans den überraschend deutlichen 4:0-Erfolg der Deutschen gegen Portugal gefeiert - unter den wachsamen Augen der Polizei.

Ein Deutschland-Spiel bei einer WM ist zuverlässig ein Straßenfeger, auch wenn es nur ein Vorrundenspiel ist. Das Spiel gegen Portugal leerte kurz vor 18 Uhr die Innenstadt, während die Fans sich vor den Bildschirmen drängelten. Die Verkäuferinnen bei Mensing, Karstadt und H&M hatten schon vor Spielbeginn nicht mehr wirklich viel zu tun. „Ist es draußen auch so leer wie hier drin?“, fragte eine und schaute durch die Schaufensterscheibe.

Anders im „Hürter“ an der Gladbecker Straße. Zu Anfang ist die Stimmung nur verhalten optimistisch trotz des gut organisierten Beginn der deutschen Mannschaft. „Beim nächsten Mal trifft der“, orakelt einer, als Ronaldo in der 7. Minute abzieht. Doch dann der kalt verwandelte Elfer von Thomas Müller. Jubel weht von allen Seiten über den ziemlich leeren Berliner Platz.

Im Martinszentrum ist die Fernseh-Stube proppevoll. Pfarrerin Anke Büker-Mamy steht am Tresen und verkauft Getränke. Seit zwölf Jahren lädt ihre Gemeinde bei jeder Europa- und Weltmeisterschaft zum gemeinsamen Schauen ein. „Wir zeigen jedes Spiel mit deutscher Beteiligung - bis zum Finale“, sagt sie. Bis zum Finale? „Warum sollte ich pessimistisch sein?“, fragt sie zurück. Wie zur Bestätigung brandet Jubel auf vor dem Bildschirm: Mats Hummels hat das 2:0 geköpft. Auch die Polizei jubelt mit: Einsatzhundertschaft und Bezirksbeamte stehen bereit, um für Sicherheit zu sorgen, wenn Autokorsos anrollen. Spaßbremse wolle die Polizei nicht sein, sagt ihr Sprecher Michael Franz, Aber „Verkehrsstörungen wollen wir so gering wie möglich halten.“

„Oh, wie ist das schön!“, singen sie im „Schäfer“. In den Laden kommt niemand mehr herein, die Menschentraube vor der Tür reicht bis auf die Straße. „Versuch’s mal hinten herum“, raten zwei weibliche Fans mit Deutschland-Herzchen auf den Wangen. „Hier sieht man nicht mehr wirklich was.“ Macht nichts, man hört ja, wenn wieder ein Tor fällt. Wie in der 45. Minute, als Müller aus elf Metern trifft, und dann nochmal kurz vor Schluss. Zehn Minuten nach dem Abpfiff formieren sich die ersten Korsos - und halten brav an roten Ampeln.