Bottrop. . Die Gästeschar bei „Hürter“ ist begeistert, als Ex-BVB-Star „Aki“ Schmidt und bekannte Sportjournalisten ihre Anekdoten rund um Helmut Rahn und die Nationalelf in den 50er-Jahren zum Besten geben. Werner Hansch versteigert eine Privatkinovorführung für den guten Zweck.
Wie immer, wenn Hermann Beckfeld zu seinem Fußball-Talk bei „Hürter“ einlädt, platzt die Gaststätte aus allen Nähten. Dicht an dicht sitzen und stehen die Gäste in Erwartung der BVB-Legende Alfred „Aki“ Schmidt und Stammgast Werner Hansch. Zur Einstimmung lauschen die etwa 120 Fans einem Ausschnitt aus dem Original-Kommentar von Herbert Zimmermann beim WM-Endspiel 1954. Es ist heute fast genau 60 Jahre her, als Zimmermann in sein Mikro schrie: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt. Tor, Tor, Tor, Tooor für Deutschland!“ Es war Helmut „Der Boss“ Rahns entscheidender Schuss zum 3:2 gegen Ungarn.
„Aki“ Schmidt kannte Rahn gut. Sie waren Zimmernachbarn beim Nationalteam nach 1954. „Das war der Wahnsinn für mich. Ich wachte auf, und in meinem Zimmer lag der Macher vom Wunder von Bern“, schwärmt Schmidt auf dem Podium. Das Zusammenspiel mit dem „Boss“ sei aber nicht immer einfach gewesen. „Der wurde richtig sauer, wenn ich ihn mal nicht angespielt habe“, erzählt der ehemalige Rechtsaußen grinsend.
Ganz lebendig wird die Erinnerung, als Stimmungskanone „Aki“ Schmidt zur Ziehharmonika greift und eine Kostprobe von „As Time Goes By“ zum Besten gibt – der Song, den die damaligen Nationalspieler um den „Boss“ am liebsten auf ihren Reisen gesungen haben. Das Publikum in der Gaststätte stimmt begeistert mit ein.
Als Überraschungsgäste holt Beckfeld die früheren Sportreporter Hans-Josef Justen (langjähriger WAZ-Sportchef) und Harald Landefeld, der an Rahns Autobiografie mitschrieb, ans Mikro.
Ehemaliger WAZ-Sportchef pflegte einen guten Kontakt zum „Boss“
Auch Justen pflegte einen guten Kontakt zum „Boss“. „Wir hatten ein tolles Verhältnis bis 1996, als Rahn die Einladung des damaligen Kanzlers Kohl zur WM ausschlug. In der Folge zog er sich immer mehr zurück“, erinnert sich der Journalist im Ruhestand. Rahn sei während und nach seinem Fußballerleben stets für einige Eskapaden gut gewesen. „Der saß auch mal im Knast in Holland.“
Ein anderer Überraschungsgast, Winfried Kraaß (VfR-Ebel-Legende), sitzt nicht mit auf dem Podium, ist aber von seiner Rahn-Anekdote so berührt, dass ihm die Tränen kommen, während er berichtet: „Der Boss wusste genau um seinen Ruf als schwierige Person. Umso mehr Bedeutung hatte seine Geste, als er Ende der 50er den A-Jugend-Spielern von RWE sein Monatsgehalt spendete und auf die Spendeliste schrieb: Zur Nachahmung empfohlen.“ Daraufhin hätten zahlreiche RWE-Spieler es dem „Boss“ gleich getan. Lautstark applaudiert ihm das Publikum für diese Story.
Zum Ende der Veranstaltung versteigert Werner Hansch eine Privatvorführung des Films „Nordkurve“ bei „Hürter“ und 30 Liter Stauder an den Höchstbietenden im Saal. Ein Gast holt sich den Preis für 270 Euro. Das Geld wie auch der Erlös aus dem Kartenverkauf der Veranstaltung geht an die Behindertensportabteilung des SC Viktoria 21.