Verkehrswacht und Polizei nehmen allen Viertklässlern der Stadt in den nächsten Wochen die Radprüfung ab. Rolf Grubinski gibt nach 27 Jahren die Jugendverkehrsschule in andere Hände
Rund 1100 Viertklässler legen in diesen Tagen ihren ersten Führerschein ab: Sie absolvieren die Radfahrprüfung von Verkehrswacht und Polizei. Der Verkehrswacht-Vorsitzende Rolf Grubinski hat jeden von ihnen in der Jugendverkehrsschule darauf vorbereitet. Es wird das letzte Mal sein: 27 Jahre sind genug, findet Grubinski.
60 Kinder aus zwei Schulen stehen Rad bei Fuß auf dem Schulhof der Matthias-Claudius-Schule an der Kirchhellener Gartenstraße. Alle hören auf das Kommando von Hauptkommissar Michael Verleger: „Rast nicht, das ist hier kein Wettrennen. Haltet Abstand, überholt nicht, sonst kriegt der Falsche den Fehler zugeschrieben. Wenn ein Kind gefallen ist, meldet das nächste Kind das beim nächsten Posten. Aber das wird nicht passieren.“ Zusammen mit Rolf Grubinski und dem ehrenamtlichen Helfer August Michalek, auch schon seit mehr als 20 Jahren dabei, kontrolliert Verleger die Räder. Das Licht hinten geht nicht? Da werden die Eltern nacharbeiten müssen, damit ihr Kind die Prüfplakette fürs verkehrssichere Rad bekommt.
Einzeln werden die Kinder dann auf den rund 2,5 Kilometer langen Kurs geschickt. Das ist keine Übung mehr im geschützten Raum: „Heute müssen sie im fließenden Verkehr zeigen, dass sie etwas gelernt haben“, sagt Grubinski. Eltern und Lehrer notieren als Streckenposten, ob die Viertklässler auch aufgepasst haben in der Verkehrsschule und bei den zwei Übungseinheiten mit den Beamten der Verkehrsdirektion der Polizei: Das richtige Linksabbiegen wird geprüft, das Verhalten am Zebrastreifen und die Suche nach der gefahrlosesten Stelle, um die Straße zu überqueren.
Fast 30 000 Kinder, rechnet Grubinski vor, hat er in den vergangenen Jahrzehnten auf die Radfahrprüfung vorbereitet. „Ich sehe jetzt Kinder, deren Eltern schon bei mir waren“, sagt Grubinski, der als strenger, aber gerechter Prüfer gilt: „Ich sage immer: Die Kinder sollen von mir was lernen, lieben sollen sie mich nicht.“ Wer dann aber sieht, wie er die Prüflinge beruhigt und ermuntert („Die Nerven liegen blank bei denen“), der kauft ihm den harten Hund nicht ab.
Nachdem sich die Polizei aus der Jugendverkehrsschule zurück gezogen hat, stemmt die Verkehrswacht das Projekt mit ehrenamtlichen Helfern. Aber für Grubinski ist jetzt Schluss. Dennoch wird die Jugendverkehrsschule auch künftig weiter Schüler auf dem Rad ausbilden: Polizei und Verkehrswacht schrauben gerade an einer Lösung.
Die Prüflinge werden heute erfahren, ob sie bestanden haben. In ihrem Grundschulabgangszeugnis werden sie dann lesen können: „Hat an der Radfahrausbildung erfolgreich teilgenommen.“