Bottrop. In der Knippenburg befand sich ein Wandgemälde, um dessen Entstehung sich eine Legende rankt. Der Burgherr erfuhr von dieser buchstäblich teuflischen Geschichte und ordnete an, dass dieses Bild für ewige Zeiten an der Wand verbleiben solle.

Es gibt eine Reihe alter Sagen und Märchen aus Bottrop, die in den 1930er Jahren in der Zeitung veröffentlicht wurden. Die Menschen sollen sie sich in früheren Zeiten „am Herdfeuer erzählt“ haben, so wird berichtet. Vielleicht waren sie aber auch als Ablenkungen in einer Zeit gedacht, in denen die Vorzeichen des Zweiten Weltkrieges schon deutlich wurden. Die gute alte Zeit wurde heraufbeschworen, als die Zeiten gar nicht märchenhaft waren.

Es ging mit dem Teufel zu

Zu diesem Sagenschatz gehört die „Pfingstsage aus der Knippenburg“. Die Burg im Bottroper Süden, die bereits im 14. Jahrhundert von den Herren von Knippenburg bewohnt wurde, ist heute leider nur noch durch den gleichnamigen Straßennamen bekannt. Die Knippenburg wurde 1962 abgebrochen, nachdem Bergschäden und Krieg große Schäden hinterlassen hatten.

Am Ende des breiten Treppenhauses, das in die oberen Geschosse des Hauses führte, war ein Mann an die Wand gemalt, der sich mit einer Laterne in der Hand über ein Treppengeländer beugt und hinabschaut. Die „Pfingstsage“ erzählt die Entstehung des Bildes.

Am Samstag vor dem Pfingstfest kam demnach ein junger Schreiner, der durch das Vest Recklinghausen wanderte, nach Bottrop und fragte bei einem Schreinermeister nach Arbeit. Während des Gesprächs trat plötzlich die Tochter des Meisters herein. „Gott Amor, der in der Maienzeit den Menschen gern manchen Streich spielt, schoss seine Pfeile auf die Herzen der jungen Menschen, so dass der junge Handwerksbursche mitten in seinem Spruch stecken blieb, und die Jungfrau zart errötete,“ so die Sage.

Der Meister bemerkte dies mit Argwohn, warf dem jungen Burschen ein Geldstück zu und sagte schroff, er solle weiter wandern, er habe keine Arbeit für einen Gesellen. Enttäuscht zog der junge Mann weiter. Zur Rast setzte er sich schließlich an den Straßenrand ins Gras und schlief ein.

„Die Nacht kam. Als vom Turm der alten Cyriakuskirche 12 Glockenschläge ertönten, da wurde der Wanderbursche plötzlich von einem Mann, der eine Spielhahnfeder an seiner Kappe trug, wachgerüttelt. Es war der Teufel in Gestalt eines Spielmanns. Er sprach zu dem Burschen: ‚Du sollst das Mädchen haben, das du liebst, nur musst du mir deine Seele versprechen, die ich mir heute nach dreißig Jahren holen werde. Gehe in den naheliegenden Wald und suche dir einen Pfingstbaum aus, den du dem Mädchen vor das Haus stellen sollst. Das andere werde ich schon in Ordnung bringen.‘ Im gleichen Augenblick verschwand der Teufel.“

Quälende Träume

Die Legende setzt sich fort: „Der Teufel begab sich in die Schlafstube des alten Schreinermeisters, legte sich dem Meister auf die Brust und verursachte ihm ein fürchterliches Alpdrücken. Böse Träume quälten die ganze Nacht den Meister. Als er aufstand, konnte er sich nur entsinnen, dass er den abgewiesenen Wanderburschen mit einem Pfingstbaum gesehen hatte, und dass der Pfingstbaum statt voller Blätter, voller blanker silberner Talerstücke gehangen.“

Am nächsten Morgen stand tatsächlich ein Pfingstbaum vor dem Haus, und darunter saß der Wanderbursche und schlief. Der alte Meister erinnerte sich an seinen Traum, bat den jungen Mann ins Haus und stellte ihn an. Der brachte der Werkstatt Glück und sie bekamen viele Aufträge.

„Die Jahre gingen dahin. So kam der Pfingstsamstag heran, an dem die dreißig Jahre verflossen waren. Der ehemalige Wanderbursche war schon längst ein ehrbarer Meister und hatte an diesem Samstagnachmittag noch einen Treppenaufbau für die Knippenburg fertig zu stellen. Da stand plötzlich der Teufel vor ihm und erinnerte an sein Versprechen.“

„Der Treppenaufbauer bat den Teufel um Geduld, bis die Treppe fertig sei. Der Teufel war einverstanden, dass der Meister das Geländer noch oben an die Treppe schlug. Er wolle auf der unteren Stufe warten, doch nicht länger als bis abends 12 Uhr.

Mit schweren Gliedern stieg der Treppenaufbauer hinauf und fand oben seinen Freund, den Maler, dem er von seinem Versprechen erzählte. Der schlug vor, dem Teufel einen Streich zu spielen und malte oben an die Wand das Bild des Schreiners, wie er sich mit einer Laterne in der Hand über ein Treppengeländer beugt. „Als er mit seiner Arbeit fertig war, sagte er zu dem Treppenbauer: ‚Ich lass dir meinen Kittel und die Farbtöpfe, und wenn der Teufel hinaufkommt dich zu holen, zeigst auf das Bild und sagst: Dort ist der, den du suchst.“

Fürchterliches Hohngelächter

Der Teufel ließ den Maler im Kittel des Schreiners ruhig an sich vorbei gehen. Als es aber 12 Uhr schlug, sprang er die Treppe hinauf, um den Schreiner zu holen. Dieser kam ihm im Malerkittel entgegen, zeigte auf das Bild und sagte: Da ist der, den du suchst. Der Teufel packte ihn jedoch beim Kragen, stieß ein fürchterliches Hohngelächter aus und sauste mit ihm die Treppe hinab. Am anderen Morgen fanden ihn die Burgbewohner mit zerbrochenem Genick an der Treppe liegend.“

Von dem Maler hörte der Burgherr die Geschichte und ordnete an, dass das Bild für ewige Zeiten an der Wand verbleiben solle.