Bottrop. . Bis zu fünf Kreuze sind von den Wählern am Super-Wahlsonntag gefordert. Dabei die Übersicht zu bewahren, ist für Wähler und Wahlhelfer nicht immer ganz einfach. Eine Reportage aus den Bottroper Wahllokalen.
Gleich vier Wahlzettel bekommt Gerda Krahl im Immobiliencenter der Sparkasse (Hochstraße 43) von Wahlvorsteherin Stefanie Karkowski ausgehändigt. Die 75-jährige Wählerin guckt zunächst etwas verdutzt. Karkowski bemerkt das sofort und erläutert: „Es sind drei Wahlzettel für die Kommunalwahl und einer für die Europawahl.“ Gerda Krahl nickt und nimmt die Zettelwirtschaft mit in die Wahlkabine im hinteren Bereich des etwas düsteren Raumes.
Kurz darauf wirft sie unter den Augen der Beisitzer Sharina Küchler und Heiko Richter die Wahlzettel in die entsprechenden Urnen. „Bei so vielen verschiedenen Wahlzetteln müssen wir genau darauf achten, dass alles im dafür vorgesehenen Kasten landet. Das ist schon eine Herausforderung“, sagt Küchler. Gegen 13.30 Uhr haben im Immobiliencenter 222 Wähler ihre Stimme abgegeben.
Richtig gemütlich ist das Wählen natürlich nicht in so einer Filiale eines Geldinstituts. Da haben es die Anwohner am Café Bernsmann in der Boy besser getroffen. Vor dem Lokal trinken Jürgen Rypinski, seine Ehefrau und ein Bekannter ein kühles Pils unter einem Sonnenschirm. Ab und an grüßt ein Nachbar auf dem Weg zur Wahlurne. „Hier ist das alles nicht so anonym – ganz typisch für unseren Stadtteil“, sind die Drei sich einig.
Weil in den großen Sälen des Cafés Kommunionfeiern stattfinden, stehen die Wahlkabinen in einem kleinen Nebenzimmer gleich am Eingang. Hier sitzen auch die Wahlhelfer und je mehr Wähler kommen, desto stickiger wird es trotz heruntergelassener Rollläden und offener Fenster. „Der Raum ist eigentlich viel zu klein, wenn viel Betrieb ist“, sagt Wahlvorsteher Michael Kummer. Gerade verlässt eine Dame das Café und ruft der Gruppe unter dem Sonnenschirm zu: „Das ist ja ‘ne Zumutung für die armen Leute dort drin.“
Im Bürgerbüro wieder Verwaltungs-Atmosphäre. Anne-Kathrin und Joachim Jokisch stellen sich mit ihren drei kleinen Töchtern in die Schlange vor den Tischen der Wahlhelfer. „Die Kleinen finden das spannend und von der Logistik her ist es so einfacher“, sagt Anne-Kathrin Jokisch.
Während die Bürger in die Wahlkabinen gehen und Beisitzerin Susanne Karsten die Kinder mit roten Dauerlutschern bei Laune hält, ist Klaus Wenger, Sachgebietsleiter des Fachbereichs Wahlen und Statistik, gerade auf seinem Kontrollgang durch die Räume, in denen die Auszählung der Briefwahl vorbereitet wird. „Am Anfang sind alle ein wenig nervös. Und gerade bei so vielen Wahlzetteln kommt bei den Wahlvorstehern schon mal die eine oder andere technische Frage auf. Ich bin dann der Ansprechpartner“, sagt Wenger.