Bottrop. . Die Europäische Union steuert Geld für zukunftsweisende Vorhaben bei. Firmen aus Europa bieten Jobs an. Schüler lernen im Ausland, und Hilfsdienste greifen gute Ideen aus anderen Ländern auf - Am Sonntag sind die Bürgerinnen und Bürger zur Wahl des Europa-Parlamentes aufgerufen.

Am Wahlsonntag sind die Bürgerinnen und Bürger zur Wahl des Europäischen Parlamentes aufgerufen. Auch Angela Merkel wirbt darum, wählen zu gehen. Viele fanden jetzt ihren Brief im Postkasten. Darin erklärt sie, dass die Stimmabgabe bei der Europawahl wichtig ist. Die Wahlbeteiligung ist bei der Entscheidung über die Zusammensetzung des Europa-Parlaments gewöhnlich recht gering. Dabei spielen Entscheidungen im gar nicht so fernen Brüssel oder Straßburg und auch manche Vorbilder in anderen Ländern Europas auch in Bottrop eine große Rolle. Europa ist weitaus mehr als ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, Europa ist auch eine Idee. Wieviel Europa steckt in Bottrop? Bei unseren ausgewählten Beispielen - es gibt noch viel mehr - geht es um Geld und Geist.

1. Bottrop pflegt außer zu Merseburg und zu dem Berliner Stadtbezirk Berlin-Mitte Städtepartnerschaften zu Städten in vier europäischen Ländern. Die Städtepartnerinnen sind seit 1967 Tourcoing in Frankreich, seit 1980 Blackpool in Großbritannien sowie seit 1987 Veszprem in Ungarn und seit 2004 Gliwice in Polen.

2. Innovation City bringt auch mit europäischem Geld die Energiewende voran. EU-Kommissar Johannes Hahn ließ sich bei Besuchen in der Stadt von der Projektidee überzeugen: Über eine halbe Million Euro sagte er zu, um hier dabei mitzuhelfen, den CO2-Verbrauch in zehn Jahren zu halbieren. Mit dem Innovation-City-Masterplan legte die Stadt die Basis, an weitere Gelder zu kommen. Denn Europas Förderprogramme richten sich immer stärker an Klimaschutz und Energiewende aus.

3. In einer Reihe von europäischen Ländern können Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Auslandspraktika absolvieren. Möglich macht dies das Leonardo-daVinci-Programm für Jugendliche in beruflicher Erstausbildung. Es fördert Sprachkurse, Kulturprogramme und Betriebspraktika zum Beispiel in Dublin oder Barcelona. Weitere Ziele der Auslandspraktikanten sind neben Irland und Spanien etwa Ungarn oder Großbritannien. Über das Comenius-Programm unter dem Titel „Wie die andere Hälfte lebt“ wiederum fördert die EU zum Beispiel beim Schüleraustausch des Josef-Albers-Gymnasiums mit Schulen in den Partnerstädten die fremdsprachlichen und kulturellen Kompetenzen der Gymnasiasten.

4. Geldgeber des Alpincenters ist die Van-der-Valk-Gruppe aus den Niederlanden. Vor gut zehn Jahren stieg die Hotel- und Restaurant-Kette in dem Freizeitpark rund um die Skihalle auf der Bergehalde an der Prosperstraße ein. Die Van-der-Valk-Gruppe betreibt heute 80 Hotels und Restaurants in den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Spanien, Frankreich, USA sowie in der Karibik.

5. In ihrer Kläranlage in der Welheimer Mark gewinnt die Emschergenossenschaft aus dem Klärgas zunächst Erdgas und daraus gasförmigen Wasserstoff. Mit dem Wasserstoff wird eine Schule und soll auch eine Siedlung mit Strom und Wärme versorgt werden. Die Europäische Union unterstützt das Projekt, mit dem das Klärwerk sich energetisch unabhängig machen will, mit einer Millionensumme.

6. Ach ja, auch so wirkt sich Europa in Bottrop jetzt aus: mit SEPA, dem europaweit einheitlichen Zahlverfahren - und der IBA: Diese besteht aus einer 10-stelligen Kontonummer und der 8-stelligen Bankleitzahl, zusammen mit dem Ländercode DE für Deutschland und einer 2-stelligen Prüfziffer . . .

7. Seit dem Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 kommt die neue Anziehungskraft des Berneparks in Ebel so richtig zum Tragen. Die alte Kläranlage aus den fünfziger Jahren an der Mündung des Flüsschens Berne ist mit viel Geld aus Fördertöpfen des Landes wie der Europäischen Union gelungen. Der Park gilt als eines der gelungensten Beispiele für die Sanierung des Abwasser belasteten Emschersystems. Für die Gestaltung des nun wieder vorzeigbaren Ortes rund um die alten Klärbecken heimste die Emschergenossenschaft begehrte Preise ein. Der Bernepark ist zu einer guten Adresse für große Kulturereignisse wie Emscherkunst, Extraschicht oder den Day of Song geworden. Nicht zuletzt mit seinen zu Hotelbetten umfunktionierten fünf Betonröhren sorgt er bundesweit für Interesse.

8. Als Modellstadt „Innovation City“ will die Stadt die Energiewende von unten voranbringen: zum Beispiel mit dem Projekt 100 Mikro-Kraftwärmekopplungsanlagen. Dabei erhalten 100 von einer Jury ausgewählte Haushalte zu günstigen Konditionen modernste Heizsysteme auf Basis der Kraft-Wärme-Kopplung. Finanziert wird dieses Projekt über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung der Europäischen Union sowie über Sponsoring.

9. Der Demenz-Treff „MalTa“ des Malteser Hilfsdienstes ist bundesweit der erste Tagestreff, in dem sich ein engagiertes Team nach dem Konzept der schwedischen Stiftung Silviahemmet um dementiell erkrankte Menschen und ihre Angehörigen kümmert. Königin Silvia von Schweden hat den Treff an der Scharfstraße vor gut zwei Jahren feierlich eröffnet.

10. Der so beliebte Wasserstoffbus kam mit Geld der Europäischen Union ins Rollen. Die EU finanziert den Pilotversuch, bei dem die Alltagstauglichkeit von Fahrzeugen mit alternativer Antriebstechnik getestet wurde. Der Test endet bald. Der Bus, der Fahrgäste bis zum Tetraeder auf der Halde an der Beckstraße bringt, wird mit Hilfe von Brennstoffzellen-Technik angetrieben. Der Transporter ist ein italienisches Fabrikat. In Rom kommt der Bus mit Strom auf Touren. In Bottrop fährt er höchstens noch bis zum Herbst die Landmarke an. Denn aus Brüssel gibt es kein Geld, weil der Versuch abgeschlossen ist. Das Ergebnis ist ziemlich ernüchternd. Der kleine Bus fiel viel zu häufig aus. An der Brennstoffzellentechnik lag das aber nicht, heißt es bei der Vestischen.

11. Obst und Gemüse würden ohne finanzielle Hilfe aus Brüssel nicht kostenlos an Schulen verteilt. Mindestens sechs Schulen in Bottrop nehmen am EU-Schulobstprogramm teil: die Albrecht-Dürer-Schule, die Droste-Hülshoff-Schule, die Matthias-Claudius-Schule, die Paulschule, die Schillerschule, und die Schule Vonderort. Im nächsten Schuljahr stockt die Europäische Union ihre Gelder für Schulobst auf 75 Prozent auf, teilte CDU-Bundestagsabgeordneter Sven Volmering neulich mit.

12. Der Movie Park ist in spanischer Hand. Der Besitzer des Freizeitparks in Kirchhellen heißt Parques Reunidos. Dem Unternehmen gehören über 60 Wasserparks, Zoos und Freizeitparks weltweit. In Kirchhellen beschäftigen die Spanier 80 feste Mitarbeiter und 650 Saisonkräfte. Geschäftsführer in Kirchhellen ist der Niederländer Wouter Dekkers.