33-Jähriger hatte seiner Frau die Augen ausgestochen und sie so getötet
Beim „letzten Wort”, in dem er erstmals Bedauern äußerte, schluchzte er leicht. Aber das Urteil des Essener Schwurgerichtes, das den Bottroper Ramazan U. (33) zu 13 Jahren Haft wegen Totschlags verurteilte, hörte er sich schon wieder in gewohnt distanzierter Haltung an. Aber so hatte das Gericht ihn auch gesehen: Selbstverliebt, ohne Mitgefühl, ohne die Möglichkeit, sich in andere hineinzuversetzen oder eigene Fehler einzusehen. 13 Jahre Haft für den Mann, der seiner sieben Jahre jüngeren Frau die Augen ausstach und sie dadurch tötete.
Das tödliche Ende einer Ehe, die auf dem großen Missverständnis beruhte, dass zwei grundlegend verschiedene Charaktere zusammenleben können. Zwei Kinder hatte das Paar bekommen, mit dem dritten war Jasmin U. in der zwölften Woche schwanger, als ihr Mann am 16. November 2007 mit dem Schraubendreher neunmal auf sie einstach.
Kurz zuvor war sie zu einem Gespräch bei ihrer Rechtsanwältin in Gelsenkirchen. Es ging ums Sorgerecht, um die Trennung von ihrem Mann. Immer wieder hatten die beiden sich getrennt, waren aber auch wieder zusammengezogen. Auch zu diesem Zeitpunkt. Offiziell lebte Ramazan U. in der Adolf-Kolping-Straße in der Bottroper Innenstadt. Tatsächlich hielt er sich aber seit einer Woche wieder in Gelsenkirchen-Rotthausen in der Familienwohnung auf.
Noch bei ihrer Anwältin erreichte Jasmin U. der Anruf ihres Mannes. Er habe die Familienwohnung verlassen, wolle wieder nach Bottrop. Gegen die Empfehlung der Anwältin brach Jasmin U. das Gespräch ab, ging zu ihrem Auto. Dort traf sie auf ihren Mann, der sie bat, ihn nach Bottrop zu fahren. Sie entsprach seiner Bitte. Eine falsche Entscheidung.
Als ausgesprochen attraktiv, lebenslustig und stark hatte Richter Andreas Labentz Jasmin U. beschrieben. Warum sie an ihrem Mann so lange festhielt? Sie sah ihn wohl als „krank”, brachte ihn zu Ärzten. Mehrfach kam der immer wieder zu Gewaltausbrüchen neigende Mann in die Psychiatrie. Es half alles nichts. Aus Unerfahrenheit, grenzenlosem Optimismus und auch Liebe, so Labentz, hielt sie an ihm fest und übersah, dass er sich gar nicht krank fühlte. Noch im Prozess stellt er sie als Schuldige hin; als Rassistin, die Türken und Muslime beleidigt habe.
Dass er sie am 16. November vorsätzlich tötete, dass er die Tat länger geplant habe, weist das Gericht ihm nicht nach. Es geht von einem Streit während der Fahrt aus, der ihn den Schraubendreher aus dem Handschuhfach nehmen ließ.