Bottrop. . Der Bottroper Läufer Torsten Graw verpasst die Premiere des Vivawest-Marathons vor einem Jahr und hat nach einer Operation striktes Sportverbot. Ein Jahr später meldet er sich eindrucksvoll zurück und erläuft in alter Form über die Halbdistanz den zweiten Rang.
Die Premiere des Vivawest-Marathons im vergangenen Jahr verfolgt Torsten Graw als Zuschauer aus dem Rollstuhl. Nach einer Fuß-Operation im Mai hat der 22-Jährige striktes Sportverbot. Die Diagnose: Chronische Probleme mit den Mittelfußköpfchen. Ein Spezialist versetzt zwei der Mittelfußköpfchen um jeweils sechs Millimeter. „Zur besseren Stabilität“, erklärt der Bottroper.
Sieger wird Yohannes Hailu Atey
Der Plan geht auf: Am Sonntag startet Torsten Graw beim Halbmarathon und wird in der Zeit von 1:10,29 Stunden Zweiter. Ein Riesenerfolg. Der Sieg geht an Yohannes Hailu Atey. Der Läufer, der in Eritrea geboren wurde, kommt nach den 21 Kilometern in 1:07,14 ins Ziel.
Torsten Graw ist mit seiner Zeit sehr zufrieden. Zehn Wochen lang hat er sich intensiv auf den Halbmarathon vorbereitet – stets in enger Abstimmung mit seinem Trainer Leo Monz-Dietz und endlich schmerzfrei. Die Reha nach der Operation verläuft zunächst schleppend, der Einstieg ins Lauftraining fällt besonders schwer. Probleme an der Schulter, Zwicken in den Waden und auch Knieschmerzen werfen Graw immer wieder zurück.
Der Ausnahmeathlet verschweigt nicht, dass er am Sonntag unmittelbar vor dem Start ziemlich angespannt ist. Die Konzentration hochzuhalten, fällt direkt vor dem Gelsenkirchener Musiktheater nicht leicht. Dass der Startschuss 35 Minuten nach hinten verlegt werden muss, macht es nicht besser. Im Gegenteil: „Es wurde ja auch immer wärmer“, so Graw.
Der Bottroper startet aus der ersten Reihe, die Anfeuerungsrufe der vielen, vielen Zuschauer tun gut, sie spornen an. Graws Richtwert: 3,20 Minuten pro Kilometer Die lange Leidenszeit ist spätestens nach dem ersten schnellen Kilometer vergessen. Nur zwischen Kilometer 9 und 14 – an der Strecke ist es jetzt etwas ruhiger – denkt der Bottroper einen kurzen Moment an seinen operierten Fuß, an die Tage im Rollstuhl. Doch Schmerzen hat er nicht. Der Fuß macht keine Probleme. Zum Glück. An der Zeche Zollverein in Essen sind die Zuschauer wieder voll da. Gänsehautstimmung beim Vivawest-Marathon.
Dass Torsten Graw auf den letzten drei Kilometern sein Tempo nicht mehr ganz halten kann und Sekunden verliert – geschenkt. Der Drittplatzierte Jörn Hansen bleibt über zwei Minuten hinter ihm.
Nach der Siegerehrung, neben einer Geldprämie von 150 Euro gibt es einen Blumenstrauß und einen Einkaufsgutschein, fährt Torsten Graw ins Bottroper Hallenbad. 40 Minuten Aquajogging zur Regeneration. Am Montag geht es zur Berufsschule, danach aufs Rad. Im September will Torsten Graw bei den Deutschen Meisterschaften über die 10 Kilometer starten. Vor allem aber will er eines: gesund bleiben.