Bottrop. Die Emscher-Städte vereinbaren im Bernepark eine neue interkommunale Initiative bei der Städteplanung. Der Landesumweltminister stellt über einen jährlichen Wettbewerb finanzielle Förderung in Aussicht. OB Bernd Tischler sieht das als großen Gewinn an.

Im Bernepark trafen sich die Oberbürgermeister und Bürgermeister der Emscherstädte oder ihre Vertreter, um ihre nächste Zukunftsinitiative auf den Weg zu bringen. Die Emschergenossenschaft hatte ihn wohl mit einigem Bedacht als Kulisse für ihr Vorhaben gewählt, dient der Bernepark doch als eines der besten Symbole für den Umbau des Emschersystems, und auf dem Gelände der umgestalteten Kläranlage in der Ebel ging es einmal mehr um Wasserwirtschaft.

Großer Gewinn für die Stadt

„Wasser in der Stadt von morgen“ lautet der Titel der Initiative, mit der die Emschergenossenschaft Städte entlang der Emscher dazu veranlasst, bei der zukünftigen Entwicklung ihrer Siedlungen fachübergreifend enger zusammenzuarbeiten. Denn, so sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Jochen Stemplewski: „Eine nachhaltige Wasserwirtschaft leistet einen bedeutenden Beitrag für das Leben in den Städten und Metropolregionen von morgen“.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel fördert das Vorhaben. „Wir benötigen lebendige und lebenswerte Städte“, sagte er. Die Gemeinden müssten sich Herausforderungen durch den Klimawandel und durch sich ändernde Ansprüche ihrer Bürger stellen. Dabei sei fachübergreifende und interkommunale Stadtplanung hilfreich. „Wir werden daher die Realisierung von Projektideen über einen jährlichen Wettbewerb finanziell unterstützen“, kündigte der Minister an. Bei Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler stößt das städte-übergreifende Projekt ohnehin auf Interesse, ist er doch auch Vorsitzender des Planungsausschusses des Regionalverbandes Ruhr. „Wir Bottroper begrüßen das Projekt der Emschergenossenschaft, das sehr gut zu unserem Leitthema Innovation City passt“, sagte der Oberbürgermeister daher. „Neben der Einsparung von Energie und der Nutzung von regenerativen Formen der Energieerzeugung ist die Wasserbewirtschaftung eine wichtige Frage der Zukunft“, erklärte Tischler. „Städtebaulich ist die Umgestaltung der Emscher ein großer Gewinn für die Stadt“, lobte der Oberbürgermeister, der seine Laufbahn ja als Stadtplaner begann.

Zukunftsvereinbarung Regenwasser

Die neue Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“, bei der die Stadtoberhäupter im Bernepark per Absichtserklärung jetzt ihre Mitarbeit zusagten, basiert auf der Zukunftsvereinbarung „Regenwasser“, die 2005 die Emschergenossenschaft angestoßen hatte. Danach verabredeten die Städte, innerhalb von 15 Jahren die Einleitung von Regenwasser in ihre Kanalisation um 15 Prozent zu verringern. Auch in Bottrop ist seitdem eine Reihe von Projekten umgesetzt worden, um dem vereinbarten Ziel näher zu kommen.
Hier finden Sie dafür vier Beispiele:

An der Regenwasser-Route in Welheim 

Welheim liegt schon seit Jahren an der so genannten „Route des Regenwassers“, an der die Emschergenossenschaft mit anspruchsvoll gebauten Beispielen zeigt, dass eine naturnahe Regenwasser-Bewirtschaftung machbar ist. Was hier im Kleinen begann, wurde dann auf große Teile der Siedlung ausgedehnt.

Dabei wurden sowohl die Grundschule Welheim als auch die benachbarte Hauptschule Welheim von der Kanalisation abgetrennt. Außerdem versickert an der katholischen Kirche St. Franziskus und an der evangelischen Friedenskirche Regenwasser oder es wird - wie hier zu sehen - in hübsche Teiche geleitet. Auch die Senioren-Wohnanlage des Arbeiter-Samariter-Bundes „An der Kommende“ liegt an der Route.

Deichmann koppelte sein Lager ab 

Die großen Dächer seiner Lagerhallen und weite Teile des sonstigen Firmengeländes in Lehmkuhle koppelte der Schuhhändler Deichmann schon vor Jahren von der Kanalisation ab. Das Unternehmen scheute die anfänglichen Ausgaben nicht, weil sich das umweltfreundliche Projekt auf längere Sicht rechnet.

Floss das Regenwasser von Dächern und Asphalt auf dem Firmengelände an der Knappenstraße zunächst in zwei flachen Versickerungsmulden, baute die Essener Deichmann-Gruppe diese Entwässerungsanlage später zu einer Muldenrigole aus, um gleich auch ihren Neubau mit anzubinden. 30 000 Quadratmeter des Bottroper Logistiklagers werden auf diese Weise nun umweltfreundlich entwässert.

Wasser als Spielgerät an der Grundschule Ebel 

In Ebel war der zuvor asphaltierte Schulhof der Grundschule zu einer Art Wasserspielplatz umgebaut worden. Das Regenwasser wird von den Dächern der Schule in offenen Rinnen über den Schulhof geleitet und versickert am Rand in Mulden. Die Rinnen und Mulden dienen auch als Spielflächen. So können die Kinder auf dem Schulhof zum Beispiel zwischengespeichertes Regenwasser aus einer Zisterne in die Rinnen pumpen und so aktiv in den Wasserkreislauf eingreifen.

Allein durch den naturnahen Umgang mit Regenwasser an der Ebeler Grundschule müssen pro Jahr gut 2400 Kubikmeter weniger an eigentlich ja sauberem Regenwasser durch den Mischwasserkanal in die Klärsysteme geleitet werden.

In Welheimer Mark wird Regen in die Emscher gepumpt 

In der Welheimer Mark leitet das Wohnungsunternehmen Vivawest das Regenwasser von den Dächern seiner Häuser durch Rinnen und Gräben in die Emscher. Die Siedlungshäuser aus den fünfziger Jahren waren zuvor komplett saniert und mit altengerechten Neubauten ergänzt worden. Da die Böden in der Siedlung nicht gerade wasserdurchlässig sind, wurde in der Welheimer Mark ein Entwässerungssystem aus offenen Wasserrohren, Rinnen, Gräben und Versickerungsanlagen geschaffen, durch die das Niederschlagswasser abgeleitet wird. Letztlich fließt das Regenwasser in eine Pumpstation ab, die es dann in die Emscher befördert. Seither gliedert das Wassergrabensystem die Wohnsieldung und setzt dort auch gestalterisch Akzente.

Stadt Bottrop bietet Tipps zum Download an 

Die Stadt zeigt Anwohnern Möglichkeiten für eine umweltfreundliche Regenwasser-Bewirtschaftung auf privaten Grundstücken auf. Die Mitarbeiter des städtischen Fachbereichs für Umwelt und Grün geben Hilfestellung bei der Berechnung der Kosten und weisen in Flyern und Broschüren auf Förderprogramme und Einsparmöglichkeiten hin, wenn Bürger ihre Häuser von der Kanalisation abkoppeln wollen. Broschüren und Flyer sowie Kostenberechnungshilfen finden sich zum Download auf der Internetseite www.bottrop.de

Wenn Anwohner die naturnahe Regenwasser-Bewirtschaftung auf den eigenen Grundstücken konkret angehen, können sie auf weitere Beratung zur Ausführung und Informationen über Fördergelder bei der Stadtverwaltung zählen. Als Ansprechpartner/innen stehen Johanna Hartmann und Matthias Stumpe im Umwelt-Ressort bereit. Johanna Hartmann ist zu erreichen unter T. 70-3429, johanna.hartmann@bottrop.de und Kontakt zu Matthias Stumpe erhält man unter T. 70-3746, matthias.stumpe@bottrop.de