Bottrop. . In dem Geschäftshaus an der Hansastraße laufen die Abrissarbeiten im Innern. Mit Innovation City wird aus dem alten Geschäftshaus ein Plus-Energie-Haus. Bis zum Baubeginn mussten viele Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden.

Bevor an der Hansastraße 15 die Zukunft einziehen kann, muss noch reichlich Vergangenheit ausziehen. Presslufthammer und Flex erledigen das; aktuell dröhnen die schweren Werkzeuge aus dem Gebäude, das bald das dritte Innovation-City-Zukunftshaus der Stadt sein will. Endlich muss man ja fast sagen, ist doch die Fertigstellung des Gebäudes im Lauf der Jahre immer weiter nach hinten verschoben werden. Doch in diesem Jahr soll das Gebäude fertig werden. Aus dem Geschäftshaus aus den 50er-Jahren wird dann ein Plus-Energie-Haus, also ein Bau, der mehr Energie erzeugt, als darin verbraucht wird. High-Tech macht’s möglich.

Eisdiele zieht ins Erdgeschoss

Sie war in diesem Fall mit ein Grund für die Verschiebung der Fertigstellung. Ein Phänomen, das es in dieser Form auch bei den anderen beiden Zukunftshäusern gegeben habe, sagt Innovation-City-Sprecher Rüdiger Schumann. „In allen drei Häusern arbeiten wir zum Teil mit Prototypen. Einbau und Installation sind dabei nicht unbedingt standardisiert, daher die Schwierigkeiten.“

Zukunftshaus am Ostring vor Fertigstellung

Insgesamt drei Innovation-City-Zukunftshäuser entstehen in der Stadt. Das erste war ein Einfamilienhaus in der Röntgenstraße. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde es fertiggestellt. Aktuell, so Rüdiger Schumann, laufe eine Auswertung. Demnächst könne eine erste Zwischenbilanz gezogen werden. Mit Spannung erwarten die Verantwortlichen die Zahlen.

Die Arbeiten am zweiten Zukunftshaus – einem Mehrfamilienhaus von Vivawest am Ostring – stünden kurz vor dem Abschluss. In diesem Objekt hat die Innovation City-Gesellschaft selbst eine Wohnung angemietet, in der Bürger in der Praxis sehen, welche Energiesparmöglichkeiten es gibt. „Dabei richten wir uns hier gezielt an Mieter“, sagt Schumann. Man wolle zeigen, dass auch sie einen Beitrag leisten können, angefangen etwa bei der Umrüstung auf LED-Leuchten.

Das Haus am Ostring sei ein Vorbild für andere Bestandsimmobilien. „Mehrfamilienhäuser in diesem Stil gibt es hundertfach in Bottrop und anderen Städten“, betont Schumann.

Bauherr Oliver Helmke ist froh, dass sich in seinem Haus endlich etwas tut. Die Abstimmung mit Innovation City und den beteiligten Partnerunternehmen habe viel Zeit in Anspruch genommen.

Teile der Immobilie sind inzwischen vermietet. Ins Erdgeschoss zieht eine Eisdiele ein, außerdem hat ein Personaldienstleister Büroflächen in dem Haus angemietet. Doch bis zum Einzug muss noch eine Menge Technik untergebracht werden. So ist zum Beispiel der Einbau eines Akkus im Keller geplant. Er wird den Strom speichern, der über Photovoltaik und ein Windrad auf dem Dach produziert wird (die WAZ berichtete). Lieferant ist General Electric

Hinzu kommt der Einbau der Haustechnik. Die Steuerung der Lüftung erfolgt vollautomatisch, abhängig von der CO2-Konzentration wird Frischluft zugeführt. Das Öffnen der Fenster sei eigentlich nicht nötig, sagt Helmke. In der zweiten Etage der Baustelle findet sich aktuell noch eine kleine Ausstellung. Hier werden Materialien gezeigt, die verbaut werden. Schulklassen nutzen bereits die Chance, sich das anzusehen.

Die Innenstadt gewinnt

In der Fußgängerzone drehen sich die Baukräne. Mehrere Bottroper Investoren sind gegenwärtig aktiv und sanieren Altbauten oder bauen neu. Unabhängig von irgendwelchen Innovation-City-Leuchtturmprojekten ist es also gut, dass sich auch an der Hansa-straße 15 etwas tut und damit ein weiterer – man muss es so sagen – Schandfleck der City in Angriff genommen wird. Viel zu lange schon prangte das Plakat mit den immer wieder aktualisierten Terminen zur Fertigstellung an den zugeklebten Schaufenstern.

Das war peinlich – und zwar für alle Beteiligten: für Innovation City, für den Hausbesitzer und für die Großkonzerne, deren Produkte und Prototypen hier eingesetzt werden. Auch aus diesem Grund soll es hinter den Kulissen mächtig geknirscht haben, so ist es zumindest von unterschiedlichen Beteiligten zu hören.

Umso besser also, dass es nun endlich losgeht. Die Innenstadt kann dadurch attraktiver werden und davon profitieren alle. Bleibt die Baustelle Hansa Center.

Unabhängig von Innovation City betrachtet der Bauherr das Projekt als einen wichtigen Baustein für die Innenstadt. Wie berichtet saniert Architekt Norbert Verfürth das Gebäude gegenüber zu einem Zukunftshaus, und Apotheker Peter Stadtmann plant den Bau einer Häuserzeile an der Hochstraße. Ziehe man all diese Projekte in Betracht, dann seien das richtige Schritte, um Hansa- und Hochstraße zu gleichwertigen Adressen zu machen. Noch dieses Jahr will Helmke fertig werden.