Bottrop. . Gründonnerstag ist einer der umsatzstärksten Tage im Lebensmittelhandel. Für Mitarbeiter und Kunden kann es an solchen Tagen hektisch werden. Die WAZ hat sich ins Getümmel gestürzt. Beobachtungen zwischen Fleischtheke und Kasse

Das Piepen der Scannerkassen, es ertönt ohne Unterlass. Gründonnerstag haben die elektronischen Helfer keine Pause – und auch die Angestellten an den Kassen und im Supermarkt haben alle Hände voll zu tun. Laut Einzelhandelsverband ist der Donnerstag vor Ostern einer der umsatzstärksten Tage des Jahres im Lebensmittelhandel.

Im Rewe-Markt von Wolfram Triebe bekommt man einen Eindruck davon, was das heißt – für Kunden und Mitarbeiter. Christoph Suttmeyer kniet auf dem Boden vor einem Regal. Der Würfelzucker geht zu Neige – Suttmeyer räumt Nachschub ein. Sechs Einkaufswagen mit Waren hat er bis zum Mittag schon durch den Laden geschoben und in die diversen Regale sortiert. Wie viele werden es wohl bis zum Feierabend sein? „Bis dahin komme ich locker auf 40 bis 50“, schätzt der Verkäufer, dem tatsächlich der Schweiß von der Stirn rinnt.

Drei Sattelzüge mit Waren

Kein Wunder, denn: Kommt an normalen Tagen ein Sattelzug mit Waren vorgefahren, so sind es am Gründonnerstag drei, sagt Wolfram Triebe. Eine echte Logistik-Herausforderung, schließlich dürfen die Lkw nicht zeitgleich vor der Tür stehen. Und diese Warenmenge lässt sich auch nicht auf die Schnelle einsortieren, sonst wären die Gänge ja zugestellt mit Paletten – und das, während zeitgleich mehr Kunden als üblich ihre Einkaufswagen entlang der Regale schieben. „Die Klementinen sind alle“, tönt es da aus der Obst-Abteilung. Ein Kollege eilt prompt nach hinten, legt nach.

Umsatz gleicht sich im 2-Wochen-Zeitraum aus

Vier Kassen gibt es in dem Supermarkt, Gründonnerstag ist einer der Tage, an denen sie auch schon mal alle in Betrieb. Trotzdem, Wartezeiten lassen sich nicht vermeiden. Das gleiche gilt für die Fleischtheke. Auch hier kann es zu Engpässen kommen. Aber der Platz hinter der Theke ist begrenzt und die Mitarbeiter müssen sich hier ja auch noch bewegen können. Da kann dann schon mal die Geduld der Kunden gefragt sein. 30 Mitarbeiter hat Wolfram Triebe an Gründonnerstag im Einsatz. An normalen Tagen sind es 22 bis 25. Das bedeutet aber auch: Schon zwei Wochen im Voraus muss Wolfram Triebe (Foto) die Schichten seiner Mitarbeiter so koordinieren, dass an Gründonnerstag genügend Leute da sind.

Seit fast 40 Jahren betreibt er nun den Supermarkt, vieles vor den Feiertagen sei inzwischen Routine und geübte Praxis bei erfahrenen Disponenten so Triebe. Doch bei aller Freude über den umsatzstarken Tag gibt Sohn Markus zu Bedenken, dass dafür ja andere Tage wegfallen. „Im Schnitt gleicht sich das wieder aus.“ Es sei halt nur für alle Beteiligten manchmal hektischer.

Gleichzeitig sagt Wolfram Triebe, dass sich das Geschäft über die Jahre stark verändert habe: „Zu meiner Anfangszeit standen 3 Sorten Essig und drei Sorten Öl im Regal, heute ist das Angebot viel größer.“ Rund 28 000 Artikel bieten die Triebes in seinen fünf Märkten im Ruhrgebiet an, „früher waren es 15 000“.

Und auch an der Kühltheke wird fleißig nachgelegt. „Sahne ist zum Beispiel so ein Artikel, der vor den Feiertagen viel stärker gefragt ist als sonst“, erklärt Markus Triebe. Logisch, zu Ostern gehören Kaffee und Kuchen – und dazu eben Sahne. Dass mehr gebacken wird als sonst, darauf deutet auch das Regal mit den Backmischungen hin – es ist arg geplündert. Manche Artikel liefen auch das ganze Jahr über so mit, seien aber vor Feiertagen ein echter Renner, sagt Triebe und deutet auf die Mascarpone-Creme. Als Zutat für diverse Desserts ist der italienische Frischkäse unverzichtbar.

Auch das gehört zu den Feiertagen, viele Kunden gönnen sich etwas, kochen aufwändig oder nutzen hochwertigere Zutaten. Das nutzen Supermarktbetreiber selbstverständlich, mancher Markenartikel ist zusätzlich noch einmal auffällig in einem Aufsteller präsentiert – darunter die vielen Oster-Naschereien. Es scheint zu wirken. Ein Kunde stöbert durch die Süßwaren und wird fündig. Karamellbonbons sollen es sein, verpackt in einer hasenförmigen Box. Donnerstag und Samstag seien die Tage, an denen die meisten Schoko-Eier und -Hasen verkauft würden, sagt Triebe.

Hilde Kleinert hat sich verführen lassen – einem Plüschhasen mit süß-befülltem Osternest konnte sie nicht widerstehen. „Fürs Enkelchen“, erklärt sie. Ihr macht das Einkaufen an Gründonnerstag nichts aus. Im Gegenteil, schon dabei verspüre sie die Vorfreude auf das Treffen und gemeinsame Essen mit der ganzen Familie.