Drei Traditionsgaststätten in der Innenstadt und auf dem Eigen standen jetzt auf dem Programm des vorletzten Krneipenrundgangs der Historischen Gesellschaft. Die siebte und letzte Tour führt in Kürze in den Süden der Stadt und nach Vonderort. Am Ende gibt die „Historische“ eine Dokumentation heraus.

„Ich bin zwar nicht hier geboren, fühle mich aber in Bottrop pudelwohl“, sagt Brigitte Ullrich und marschiert mit Ehemann Siegfried - er holte sie in seine Stadt - zielstrebig die Böckenhoffstraße hoch Richtung Lamperfeld. Ziel: die „Alten Stuben“ . Zwölf Männer - man beachte die biblische Zahl - und zwei Frauen machen sich am sonnigen Nachmittag auf den Weg und begeben sich mit der Historischen Gesellschaft auf Spurensuche. „Bottroper Traditionsgaststätten“, so das Thema, das man aber eher launig als wissenschaftlich-dröge angeht.

Als die Kneipen-Forscher das Lokal am Lamperfeld/ Ecke Hans-Böckler-Straße erreichen, hat die Vorhut schon mal einen Tisch belegt. Elsbeth Müller und Franz Reidick - dessen Eltern das inzwischen abgerissene Traditionshaus am Stadtgarten führten - von der Historischen Gesellschaft warten schon auf den Zug, der sich später vergrößern wird. An diesem Tag zieht er noch weiter zu historischen Orten Bottroper Gastlichkeit: Passmanns an der Kirchhellener Straße und Große-Wilde auf dem Eigen.

Auch Dieter Wehrbein wanderte als Kind mit seinen Eltern von Ostwestfalen nach Bottrop ein. „Die Kneipenlandschaft schrumpft seit Jahren, vor allem die Häuser im Familienbesitz werden immer seltener und gerade dort gibt es viele Geschichte und Zusammenhänge, die man eigentlich jetzt noch dokumentieren sollte, bevor die Tradition ganz abbricht“, so Wehrbein. Das sei auch das Ziel dieser Touren der „Historischen“, sagt Elsbeth Müller. Und am Ende - die siebte und letzte Tour führt demnächst in Bottrops Süden und nach Vonderort - wird die Gesellschaft eine Dokumentation über die bestehenden Traditionsgaststätten herausgeben.

Unübersehbar die Blau-Weiße Wanddekoration in den „Alten Stuben“. „Bottrop ist mehrheitlich Schalke-Land“, weiß Sabine Behrendt, seit 2005 Inhaberin des Lokals, das den mittlerweile fast schon historischen Charme der 70er und 80er Jahre ausstrahlt. Klar gibt es noch die Stammkunden, nur weniger als früher. „Ohne Vereine, wie Schützen oder Kegelclubs wäre es noch schwerer“, so die Wirtin, die gerade einmal den „Tiefschlag“ des Rauchverbots verkraftet hat. „Bei den Frauen merken wir das noch, die wollen einfach nicht draußen stehen für eine Zigarette und bleiben oft ganz weg“, so Behrendt.

Am Stammtisch in der Ecke kreisen inzwischen nicht nur frische Pils sondern auch alte Postkarten aus der Erbauungszeit des Hauses in der 60er Jahren. Klar, verglichen mit Passmanns oder Große-Wilde sind die „Alten Stuben“ trotz ihres Namens (fast) noch ein Baby.