Uli Hoeneß, der prominenteste aller Präsidenten, beschäftigte gestern viele Menschen landauf landab. Und wo auch immer in der Bottroper Innenstadt die Passanten nach den neuesten Nachrichten befragt wurden – jeder und jede Befragte kannte sie schon. Uli Hoeneß war am Donnerstag wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seine Entscheidung gestern, nicht in Revision zu gehen und die Haft anzutreten, war „das“ Gesprächsthema schlechthin.

Fans ohne Häme

Auch auf seine Ämter beim FC Bayern verzichtete er.

Auffällig in der Innenstadt war die große Sachlichkeit, mit der die Passanten den Verlauf der Geschehnisse um den früheren FC-Bayern Präsidenten verfolgten. Da war kaum Schadenfreude bei den Fans der konkurrierenden Fußball-Mannschaften im Ruhrgebiet. Doch anders als in der Politik zollten die Bottroper der Entscheidung, die Haft anzutreten, kaum Anerkennung. Die meisten von ihnen sehen darin Berechnung. „Das hat weniger mit Anstand und mehr mit Kalkül zu tun“, so bringt es Detlef Bieder auf den Punkt. Auch Klaus Purek teilt diese Einschätzung. „Ich denke, das war Kalkül“, sagt er spontan. „Er hat sich wohl gesagt: ,Der Ausgang der Revision ist ungewiss. Und die dreieinhalb Jahr Haft sind übersichtlich.’“

Aber auch Begriffe wie „Anstand“ – damit hatte Hoeneß seine Entscheidung begründet – sind aus Sicht vieler Passanten fehl am Platz. „Wenn ich zu einer Haftstrafe verurteilt werde, wie kann ich da von Anstand sprechen, wenn ich sie dann auch antrete?“, fragt Klaus Purek.