Die Bischöfe haben gerade bei ihrer Vollversammlung in Münster den Erzbischof von München, Kardinal Reinhard Marx, zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Die Wahl hat in der Öffentlichkeit breite Beachtung gefunden, denn Marx gilt wortgewaltiger und machtbewusster Kirchenmann. Die WAZ sprach mit Propst Paul Neumann über diese Wahl.
Propst Neumann, ist Kardinal Reinhard Marx eine gute Wahl?
Propst Paul Neumann: Ich denke, das ist ein gute Wahl. Kardinal Marx ist ein sehr profilierter Bischof. Das sieht man im Vatikan im Übrigen auch so. Er gehört zu den acht Kardinälen, die den Papst bei der Reform der Kurie beraten. Und er ist Präsident der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen. Das sind doch Zeichen dafür, dass ihm ein hoher Grad an Kompetenz zugesprochen wird.
Was sollte der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz für die Kirche in Deutschland in Gang bringen?
Da muss einiges in Gang kommen. Denn so wie sich in der Gesellschaft Umbrüche vollziehen, so vollziehen sich auch in der Kirche Umbrüche. Die können aber nicht von oben dirigiert werden, das muss im Dialog geschehen. Im Bistum Essen wurden in dieser Hinsicht ja gute Ansätze gemacht. Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz sollte das auf der Bundesebene weiterführen. Aber auch die Bistümer müssen ermutigt werden, weiter zu machen, so wie das im Bistum Essen auch geschieht. Es ist wichtig, dass wir innerkirchlich im Gespräch bleiben.
Sie haben die guten Kontakte in den Vatikan, über die Kardinal Marx verfügt, erwähnt. Kann die Kirche hierzulande, können die Katholiken in Bottrop, von diesem engen Kontakt profitieren?
Wir profitieren schon davon, wenn er den begonnenen Dialog-Prozess weiter vorantreibt. Zu den Gesprächen mit den Katholiken gehören viele Themen, etwa die Themen Ehe, Familie, die Frage nach der Sexualität, der Umgang mit den Katholiken, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben. Aber das sind ja auch die Themen, die in Rom ebenfalls als wichtig erachtet werden. Und außerdem – auch für die Kirche gilt: Manchmal sind kurze Weg gut.